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Panorama: Vulkanausbrüche: Frühwarnsysteme werden immer besser

Nach dem Ausbruch des Vulkans Popocatepetl in Mexiko haben die Behörden bis zum Mittwoch mehr als 30 000 Menschen in Sicherheit gebracht. Der 5452 Meter hohe, 70 Kilometer südöstlich des Zentrums von Mexiko-Stadt gelegene Berg spuckte auch am Mittwoch Lava.

Nach dem Ausbruch des Vulkans Popocatepetl in Mexiko haben die Behörden bis zum Mittwoch mehr als 30 000 Menschen in Sicherheit gebracht. Der 5452 Meter hohe, 70 Kilometer südöstlich des Zentrums von Mexiko-Stadt gelegene Berg spuckte auch am Mittwoch Lava. Er hatte, wie berichtet, am Montag den stärksten Ausbruch seit 500 Jahren erlebt. Bereits in der letzten Woche hatten die Behörden die Bevölkerung aufgefordert, die gefährdeten Gebiete zu verlassen. Viele weigerten sich und ergriffen erst beim Ausbruch die Flucht.

Dass die Menschen so früh über die drohende Gefahr informiert werden konnten, ist nach Meinung des Seismologen Günter Asch vom Geoforschungszentrum Potsdam ein Verdienst der in den vergangenen Jahren enormen Fortschritte in der Vulkanforschung. Insbesondere der Popocatepetl sei seit 1994, als er wieder in eine Phase vermehrter Aktivität eintrat, einer der bestüberwachten Vulkane überhaupt, so Asch. So gibt es in Mexiko ein dem Innenministerium angegliedertes Institut, das sich ausschließlich der Überwachung des Vulkans widmet. Das "Centrum Nacional de Prevencion de Desastres" (Cenapred) hat mehrere Monitore am Berg installiert, mit der man immer aktuell über den Zustand des "rauchenden Bergs" (so die Übersetzung des Namens "Popocatepetl" aus dem Indianischen) informiert ist. Diese Bilder sind weltweit über die Internetadresse des Instituts (www.cenapred.unam.mx/mvolcan.html) abrufbar. Außerdem wird mit hochsensiblen Geräten die seismologische Aktivität gemesssen. Diese Daten werden Tag und Nacht ins "Cenapred" nach Mexiko-Stadt übertragen. Zwar hätten die Vulkanologen nach Meinung Aschs dasselbe Poblem wie die Meteorologen, nämlich dass man lediglich die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch berechnen könne. Doch die Erfassung des Gefahrenpotentials habe sich in den vergangenen fünf Jahren enorm verbessert, so der Seismologe weiter. Seit Mitte der neunziger Jahre habe sich die chemische Analyse von Gas, Magma und Gestein wesentlich verfeinert.

Ferner greife man seit einigen Jahren auf das satellitengestützte "Global Positoning System" zurück, mit dem man tektonische Verschiebungen im Centimeterbereich mittles Infrarotanalyse aus dem Weltraum auch ohne Referenz am Boden genau erfassen könne. Auch die Interdisziplinarität habe sich verbessert. So würden heutzutage Geotechniker, Geophysiker, Vulkanologen sowie Seismologen bei der Vorhersage von Vulkanausbrüchen eng zusammenarbeiten. Der Popocatepetl habe sehr lange Ruhezeiten, die meistens mehrere Jahrhunderte betragen, auf die aktive Phasen von ungefähr zehn Jahren folgen. Die letzte Aktivitätsphase des Vulkans sei 1919 bis 1927 zu beobachten gewesen. Um eine mit der am Montag zu beobachtenden vergleichbare Eruption zu finden, müsse man jedoch bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen. Durch Messungen der Gesteinsschichten am Vulkan haben die Experten herausgefunden, dass es vor rund 14 000 Jahren eine enorme Explosion gegeben haben muss. Damals sei Gestein bis in Gegenden geschleudert worden, wo sich heute Mexiko-City befindet.

Claude Kohnen

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