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Panorama: "Waschmaschine" für ölverklebte Vögel in der Bretagne

Bewegungslos wie Klumpen von dunklem Seetang liegen hunderte Seevögel an den Stränden der französischen Westküste. Das Schweröl des vor gut zwei Wochen havarierten Tankers "Erika" hat ihr Gefieder zu einem festen Panzer gemacht, die Schnäbel sind verklebt.

Bewegungslos wie Klumpen von dunklem Seetang liegen hunderte Seevögel an den Stränden der französischen Westküste. Das Schweröl des vor gut zwei Wochen havarierten Tankers "Erika" hat ihr Gefieder zu einem festen Panzer gemacht, die Schnäbel sind verklebt. Bislang wurden mehr als 6000 verschmutzte Tiere gefunden, die meisten von ihnen waren bereits tot. Umweltschützer kümmern sich um jedes der schwarzverschmierten Tiere, das noch ein Lebenszeichen von sich gibt. Kälte und Hunger sind die größten Feinde dieser Vögel. An den Stellen, an denen das Gefieder in Kontakt mit Öl gekommen ist, weist es das Wasser nicht mehr ab: Die Tiere sind nass bis auf die Knochen und müssen schnell gewärmt werden, damit die Körpertemperatur wieder steigt. Mit einem Schlauch spritzen freiwillige Helfer den Vögeln dann einen Fischbrei in den Magen. Sobald sich das Tier etwas erholt hat, beginnt die Waschprozedur.

Der französische Ornithologe Jean-Pierre Jacques hat dazu eine "Waschmaschine" erfunden, mit der in zehn Minuten alles vorbei ist. Krallen und Flügel werden dabei fixiert, der Kopf schaut aus einer Halterung heraus. Für fünf bis zehn Minuten spritzt dann warmes Wasser mit hohem Druck das Gefieder sauber. Eine französische Kosmetikfirma liefert das passende Vogelshampoo. Bisher existieren neun dieser Maschinen, vier davon stehen in Frankreich. Die Geräte sollen den Stress für die Tiere mindern, die bei ihrer Reinigung meist zum ersten Mal in Kontakt mit Menschen kommen. In anderen Vogelauffangstationen sind hunderte Helfer mit Schwamm und Seife dabei, die Tiere per Hand abzuwaschen. Pro Vogel sind zwei Helfer damit bis zu einer Stunde beschäftigt.

Fassungslos starrten die Anwohner auf die schwarzen Ölflecken an ihren Stränden. Niemand hatte hier mit den klebrigen Klumpen gerechnet. "Wir sind hier ganz auf uns gestellt. Vom Festland ist keiner zum Helfen gekommen", klagte eine Bewohnerin der Insel Ile de Groix. Mit einem Großaufgebot an Helfern war das gesamte Notfallmaterial in den Tagen zuvor 200 Kilometer weiter in den Süden transportiert worden - in die Vendee, wo die Ölpest nach Berechnungen des französischen Wetteramtes ursprünglich an die Strände gespült werden sollte.

Doch das Wetter machte den Helfern einen Strich durch die Rechnung. Hin- und hergetrieben von den sturmgepeitschten Wellen kam das Öl viel weiter im Norden an als gedacht. In den Tagen nach dem Fest bedroht es nun die Westküste Frankreichs von der Bretagne bis nach La Rochelle. Helfer patrouillieren entlang der Küste und kehren mit immer neuen Schreckensmeldungen zurück: Hier ist das Öl jetzt auch.

Wütende Männer, Frauen und Kinder machten sich mit Schaufeln und Müllsäcken daran, ihre Strände zu reinigen. Ein mühsames, schweres Geschäft. Vielerorts war es unmöglich, nur einen Schritt am Strand zu tun, ohne in die klebrige Masse zu treten.

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