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Kriminalstatistik 2005: Weniger Fälle, mehr Brutalität

Weniger Kriminalitätsfälle, höhere Aufklärungsquote, doch die Täter in Deutschland gehen immer brutaler vor - das ist die Bilanz der Polizei für das vergangene Jahr.

Berlin - Am Montag legten Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU), in Berlin die Polizeiliche Kriminalstatistik 2005 vor. Danach ging die Zahl der erfassten Fälle um 3,6 Prozent auf 6,39 Millionen zurück. Die Aufklärungsquote stieg leicht auf 55 Prozent an. «Deutschland ist per se und im internationalen Vergleich eines der sichersten Länder der Welt», erklärte Schäuble.

Polizeigewerkschaften warnten dagegen vor einem trügerischen Sicherheitsgefühl. «Es gibt einen Trend der zunehmenden Verrohung und Gewaltbereitschaft unserer Gesellschaft», sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg. So stieg die Zahl der Körperverletzungen um 4 Prozent auf insgesamt 517.377 Fälle an. Gefährliche und schwere Körperverletzungen nahmen sogar um 5,3 Prozent zu (147.122 Fälle).

Verstärkte Anzeigebereitschaft

Die höheren Zahlen bei Körperverletzungen seien zum erheblichen Teil auf eine verstärkte Anzeigebereitschaft und eine abnehmende Toleranz gegenüber Gewalt zurückzuführen, heißt es im Statistikbericht. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Wolfgang Speck, stellte fest: «Gerade unter Jugendlichen werden Konflikte oft nicht mehr nur verbal ausgetragen.»

Unter allen in der Statistik erfassten Tatverdächtigen waren im vergangenen Jahr 12,3 Prozent Jugendliche (14 bis 18 Jahre) - 4,3 Prozent weniger als 2004. Der Anteil der Kinder sank um 10,9 Prozent auf 4,5 Prozent. Auch die Zahl der nichtdeutschen Straftäter ist weiter rückläufig. Knapp ein Viertel aller Tatverdächtigen - rund 5 Prozent weniger als im Vorjahr - hatten nicht die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die Verbrechensbekämpfung sei «in unserem Land effektiv», sagte Schäuble. Dafür stehe nicht zuletzt die gestiegene Aufklärungsquote von 55 Prozent aller Straftaten. Das entspricht dem höchsten Wert seit Bestehen der gesamtdeutschen Kriminalstatistik 1993. Beckstein führte den Aufklärungserfolg hauptsächlich auf die DNA-Analyse zurück. Dieser «Fingerabdruck des 21. Jahrhunderts» gehöre mittlerweile zum polizeilichen Standard, sagte Beckstein. «Das Entdeckungsrisiko ist damit bei Kapitalverbrechen ganz stark gestiegen.»

"Kein Grund zum Ausruhen"

Schäuble sagte, es gebe bei knapp 6,4 Millionen Straftaten «keinen Grund zum Ausruhen, aber Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind». Die Polizeigewerkschaften kritisierten, dass der fortschreitende Personalabbau zu einem Anstieg der Dunkelziffer bei den Straftaten führen werde. «Wenn es nur nach den Innenministern ginge, gäbe es keine Reduzierung des Polizeipersonals», sagte Beckstein. «Leider haben aber auch die Finanzminister ein mächtiges Wort mitzureden.» Wie andere Bundesländer müsse auch Bayern einige hundert Stellen bei der Polizei streichen, sagte Beckstein - «aber erst nach der Fußball-WM».

In den kommenden Wochen liege das Augenmerk auf einem sicheren Ablauf der Weltmeisterschaft. «Die Polizeien des Bundes und der Länder sind optimal vorbereitet», sagte Beckstein. (tso/dpa)

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