zum Hauptinhalt

Panorama: Wer hat Angst vor Janet Simons? - Getarnt als Arbeitsbewerbung

Das jüngste Computervirus hat sich die Tarnkappe eines simplen Lebenslaufes übergeworfen. Hinter dem Betreff "Resume - Janet Simons" verbirgt sich nicht etwa die Bewerberin um einen Arbeitsplatz, sondern "Killer Resume".

Das jüngste Computervirus hat sich die Tarnkappe eines simplen Lebenslaufes übergeworfen. Hinter dem Betreff "Resume - Janet Simons" verbirgt sich nicht etwa die Bewerberin um einen Arbeitsplatz, sondern "Killer Resume". "Killer Resume" ist zuerst in den USA aufgetaucht, scheint dort aber nach FBI-Angaben bereits eingedämmt. Rex Tomb, Sprecher der US-Bundespolizei, hatte den Charakter des Virus als "sehr gefährlich" qualifiziert. Das Bundesinnenministerium hat am Wochenende einen Steckbrief für "Killer Resume" herausgegeben. Betroffen sind den Angaben zufolge wie beim zurückliegenden Liebesvirus "I love you", das Milliardenschäden anrichtete, die Microsoft-Mailprogramme "Outlook" und "Outlook Express". Der scheinbare Lebenslauf einer Janet Simons werde als Anhang versandt. Beim Öffnen der Datei könne schwerer Schaden entstehen, weil Dateien auf der Festplatte zerstört und das Virus sofort über das Adressbuch an andere E-Mail-Empfänger weitergeleitet werde. Wer in seinen Outlook-Mailprogrammen den Betreff "Resume - Janet Simons" findet, soll ihn auf keinen Fall öffnen, sondern sogleich löschen. Grundsätzlich ist momentan angeraten, alle unbekannten Datei-Anhänge nicht ohne Rücksprache mit dem Absender oder dem System-Administrator des eigenen Unternehmens zu öffnen.

Laut FBI kann das Virus in Europa wegen des Wochenendes womöglich am Montag zuschlagen. In den USA sei es spät in der vergangenen Woche aufgetaucht, so dass es mit Antivirenprogrammen noch vor dem Wochenende relativ gut eingegrenzt worden sei. Firmen in Europa nähmen demgegenüber an Wochenenden normalerweise keine größeren Updates ihrer Schutzschilder gegen Viren vor, so dass das Virus bei einer möglichen Einschleusung in Europa am Wochenbeginn auf eine unvorbereitete Abwehr stoßen könnte. Dan Schrader von der Firma Trend Micro sagte, er erwarte nicht, dass der "Killer Resume"-Virus ähnlich große Schäden anrichten werde wie der vor wenigen Wochen aufgetauchte Virus "I love you". Die Computer-Nutzer seien inzwischen vorsichtiger geworden.

Die immer schnellere Abfolge von schädlichen Computerviren, ihrer Entdeckung und der entsprechenden Makro-Warnung verdeutlichen, dass sich eine bestimmte Automatik eingestellt hat. Stets sind Produkte des Software-Giganten Microsoft betroffen. Der Virus-Erzeuger kann darüber eine globale Verbreitung sicherstellen, zumal weltweit operierende E-Mail-Server genau das leisten, was sie leisten sollen: sie transportieren in alle Erdwinkel Mails, gleichgültig, ob guten oder schlechten Inhalts. Tückisch, dass das Computervirus in der Regel wie ein Grippevirus funktioniert. Es muss erst wirksam geworden sei, damit Gegenmassnahmen ergriffen werden können. Aber das Virus, mehr noch sein Produzent, ist schlau. Es mutiert, es wandelt sich, um die Antiviren-Programme, sofern überhaupt vorhanden, zu überlisten. Das klappt beim Computer- wie beim Grippevirus.

Es gibt Gegenmittel. Die massenhafte Schutzimpfung ist eines, Vorsichtsmassnahmen und Aufbau der Abwehrkräfte sind andere. "I love you" kam unerwartet und war in seinem zerstörerischen Sinne erfolgreich. Die nächsten Viren sind schneller entdeckt und schneller bekämpft worden. Aber der Staffellauf FBI/Bundesinnenministerium/Zeitung etc.pp. ist absurd gegenüber dem Online-Tempo eines Computervirus.

Die eigentliche Warnung vor dem Virus erfolgt quasi per Flüsterpropagana, aber nicht über das gefährdete Medium selbst. Normale Outlook-Nutzer konnten bis Sonntag Abend keinerlei Warnung in ihrem PC vorfinden. Es ist mehr oder minder dem Zufall überlassen, ob die angeschriebenen Nutzer von der Mail-Bombe erfahren haben. Die Kreateure der Computerviren wie "Killer resume" sind eindeutig in der Vorlage, da ihnen Schwächen bei der Abwehr zum Vorteil gereichen können. Abermillionen Outlook-Nutzer sind auf Gebrauch, nicht auf Missbrauch eingestellt. Microsoft, aber nicht der Gigant allein müssen sich bei der Gefahrenabwehr stärker engagieren. Jedes zerstörerische Virus lässt das Misstrauen gegen die Online-Technik wachsen. Zum Ärger kommen die Kosten. Nur weil die Grippenviren nicht ausgerottet sind, müssen die Computerviren nicht ähnlich erfolgreich sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false