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Mensch gegen Wetter: Werden es die Reisenden rechtzeitig zum Fest nach Hause schaffen?

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Update

Winterwetter: Angst vor Weihnachten am Flughafen

Schnee-Chaos in Deutschland und Europa: Wer mit Auto, Bahn oder Flugzeug unterwegs ist, muss kurz vor Heiligabend daran zweifeln, ob er überhaupt noch rechtzeitig zum Fest ankommen wird.

Wenige Tage vor Heiligabend wächst die Furcht, dass das Winterchaos Tausenden das Weihnachtsfest verdirbt. Reisende saßen am Dienstag weiter auf Flughäfen oder an überfüllten Bahnsteigen fest. Vor allem auf den europäischen Luftfahrtdrehkreuzen blieb die Lage so angespannt, dass die EU- Kommission die Flughafenchefs zum Rapport einbestellte. Bei Arbeiten an verschneiten Gleisen kamen in Deutschland bisher vier Menschen ums Leben. Gute Nachrichten gibt es hingegen für alle, die das Wetter positiv sehen wollen: Die Chancen für weiße Weihnachten stehen gut.

Vor allem der Flugverkehr in Europa wurde am Dienstag weiter massiv behindert. Der Rhein-Main-Flughafen Frankfurt musste am frühen Morgen wegen neuer Schneefälle gesperrt werden. Am Vormittag konnte der Betrieb zwar wieder aufgenommen werden, mindestens 300 Flüge wurden aber gestrichen. Über Stunden war am wichtigsten deutschen Luftfahrtdrehkreuz nur eine der drei Start- und Landebahnen freigegeben. Inzwischen entbrannte ein Streit zwischen dem Betreiber Fraport und dem Deutschen Wetterdienst (DWD), ob die Niederschläge für Frankfurt/Main überhaupt vorhergesagt worden sind.

Der größte europäische Flughafen London-Heathrow war am Dienstag am vierten Tag in Folge weitgehend lahmgelegt, an den fünf Terminals herrschte Chaos. Nur 30 Prozent der Flüge konnten abgewickelt werden, teilte der Flughafenbetreiber mit. Hier stand nur eine der beiden Start- und Landebahnen zur Verfügung. Auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle kam es ebenfalls zu zahlreichen Verspätungen. Auch auf dem internationalen Flughafen Brüssel-Zaventem in Belgien wurden zahlreiche Flüge gestrichen oder starteten verspätet. Angesichts des Flugchaos in Europa hat die EU-Kommission die Flughafen-Chefs einbestellt. „Diese Situation ist inakzeptabel und darf nicht wieder vorkommen“, sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas in Brüssel. Er kritisierte die schlechte Organisation der Flughäfen. In den kommenden Tagen erwarte er vom Treffen mit Verantwortlichen aus ganz Europa Erklärungen und Pläne, um Abhilfe zu schaffen.

In Frankfurt wurden am Dienstag mehrere Flüge nach Leipzig/Halle umgeleitet. Bis zum Vormittag waren fünf Passagier- und zwei Frachtmaschinen in der Messestadt gelandet. „Wie und wann es für die Flugreisenden weitergeht, wissen wir noch nicht“, sagte Airport- Sprecherin Evelyn Schuster. Leipzig/Halle ist offizieller Ausweichflughafen für Frankfurt.

Das Schneechaos in Frankfurt zieht im Schneeball-Effekt auch die übrigen Flughäfen in Mitleidenschaft. In Hamburg zum Beispiel wurden Verbindungen nach Frankfurt und London gestrichen. „Die Lage ist wie gestern: Bei uns läuft alles ganz normal, die Probleme liegen an den Zielflughäfen“, sagte eine Sprecherin des Hamburger Flughafens. Auch in München fielen am Dienstagvormittag 50 Flüge aus. Dabei herrschte dort Tauwetter, der Flughafenbetrieb hätte normal laufen können. „Wir arbeiten noch den Restverkehr von Frankfurt, London, Amsterdam und Brüssel ab“, sagte ein Flughafensprecher. Vor allem die Schließung in Frankfurt am frühen Morgen sei der Grund für den Großteil der Annullierungen.

Etwas Erleichterung gab es auf der Schiene. Bahnfahrer müssen sich wegen des Winterwetters zwar weiter auf Verspätungen einstellen. Am Dienstag habe es aber keine Zugausfälle mehr gegeben, sagte ein Bahnsprecher am Vormittag in Berlin. „Die Züge sind gut gefüllt, aber nicht an der Kapazitätsgrenze.“ Allerdings ereigneten sich weitere Unfälle an den Gleisen: In Köln-Mülheim erfasste eine Regionalbahn in der Nacht eine Gruppe von Gleisarbeitern während der Arbeit. Ein 40-Jähriger und ein 41 Jahre alter Mann kamen dabei ums Leben. Warum die Arbeiter den nahenden Zug nicht wahrgenommen haben, war zunächst unklar. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt, sagte ein Polizeisprecher. In Wunstorf bei Hannover wurde ein Bahnarbeiter von einem ICE erfasst und getötet. In Berlin war bereits am Sonntag ein Arbeiter beim Enteisen der Gleise von einer S-Bahn erfasst und getötet worden.

Zu einem tragischen Unfall kam es auch in Steinbach-Hallenberg in Südthüringen: Beim Bauen eines Iglus im Garten ist ein 14-jähriger Junge unter zwei Meter hohen Schneemassen begraben worden. Er wurde zwar von Rettungskräften wiederbelebt, starb jedoch kurz darauf im Krankenhaus, wie eine Polizeisprecherin in Suhl mitteilte. Der 73 Jahre alte Großvater hatte seinen leblosen Enkel gefunden.

Auf den Straßen entspannte sich die Situation etwas, Autobahnen und Hauptstraßen waren vielfach wieder frei. Behinderungen im Straßenverkehr verursachte der Schnee allerdings in Hessen und im Rhein-Main-Gebiet. Auch in Erfurt in Thüringen bremste heftiger Schneefall am Morgen den Berufsverkehr aus. Die Polizei sprach von ersten querstehenden Lastwagen auf Autobahnen sowie Blechschäden.

Schneefälle werden in vielen Regionen weiterhin erwartet. Ob die weiße Pracht allerdings noch bis Weihnachten hält, ist nach Angaben von Meteorologen zwar noch ungewiss. Ab Donnerstag komme es zum Gerangel zwischen milder Luft aus Südwest und Kaltluft aus Nordwest.

„Für Weiße Weihnachten sieht es gar nicht so schlecht aus“, sagt der Meteorologe Lars Dahlstrom in Bochum. Die Chancen auf flächendeckendes Weiß in Deutschland schätzt er auf 80 Prozent. (dpa)

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