Wir müssen REDEN (19): Mein Haus, mein Boot

Ich habe neulich diese Sendung gesehen, in der Menschen ihr Ferien-Traumhaus auf Inseln mit wohlklingenden Namen suchen und Makler sie durch helle, mehrstöckige Villen mit sechs Schlafzimmern und Terracotta-Küchen führen. Gut, manchmal gibt es dort auch eine Familie, die sich bloß ein Haus in Kroatien mit verstelltem Meerblick leisten kann, aber im Normalfall handelt es sich um Häuser, bei denen einem vor dem Fernseher der Erdnussflip im Halse stecken bleibt.

Die potenziellen Käufer sind meist ein Paar, die Frau ist sehr jung und wird im Laufe der Sendung mit abfälliger Stimme und Zitronenmund sagen: „Das mit dem Jakuzzi auf der Terrasse hatte ich mir schon ein bisschen anders vorgestellt.“

Meine Rechnung, wie es klappen könnte, dass ich in fünf Jahren an ihrer Stelle stehe, geht sehr schnell: Es wird gar nicht klappen. Schon allein deswegen nicht, weil sich solche Pläne in der Regel nur selten von der Couch aus verwirklichen lassen. Ich werde in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mal Urlaub in einem kroatischen Haus mit verstelltem Meerblick machen, sondern höchstens zu Hause so tun, als wäre ich weit weg.

Vor kurzem musste ich mal einen Lebenslauf einreichen und der Empfänger bedankte sich in seinem Antwortschreiben für meinen „bewundernswert zielstrebigen Lebenslauf“. Ich fühlte mich als hätte ich ihn angelogen, bis auf die Grundkenntnisse der niederländischen Sprache in Wort und Schrift hatte ich das aber gar nicht. Manchmal müssen einen erst andere Leute darauf aufmerksam machen, dass man sich doch eigentlich gar nicht so blöd anstellt, wie es einem manchmal selbst vorkommt. Auch wenn man in den nächsten Jahren wohl kein Feriendomizil kaufen wird. Trotzdem schade.

Ric, wann kamst du dir zuletzt blöd vor?

Nächsten Freitag antwortet Ric Graf.