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Panorama: Wo ist das meiste Glück zu finden?

LONDON ."Geld macht nicht glücklich.

LONDON ."Geld macht nicht glücklich." - Diese alte Spruchweisheit wird durch eine weltweite Studie bestätigt.Die glücklichsten Menschen leben demnach nicht im reichen Abendland, sondern sind in der Dritten Welt zuhause.

Die renommierte London School of Economics hat gemeinsam mit der "Denkfabrik" Demos nach dem Glück gesucht und ist dort fündig geworden, wo der materialistische Europäer es am wenigsten vermutet hätte: in armen Ländern wie Nigeria, den Philippinen, Indien und Ghana.Die "Weltrangliste" der Glücklichsten führen sogar die Menschen im bitterarmen Bangladesch an.Die wohlhabenden Deutschen sind dagegen ein Volk von Miesepetern.Gerade einmal auf Platz 42 landete Deutschland unter 54 untersuchten Staaten.

Der schnöde Mammon scheint der Glückseligkeit im reichen Westen sogar im Wege entgegenzustehen.So kam die Studie zu dem Ergebnis, daß die Menschen in den Industriestaaten mit wachsendem Wohlstand keineswegs glücklicher geworden sind.Bei den Briten stellte Robert Worcester, Gastprofessor an der London School of Economics fest, daß sie weniger zufrieden sind als noch vor zehn Jahren.Und obwohl die Briten sich zweimal so viel leisten können wie vor vierzig Jahren, sind sie nicht der Überzeugung, daß sich auch im gleichen Zeitraum ihre Lebensqualität verbessert hat.Statt mehr Geld haben sich andere Werte in den Vordergrund geschoben."Zweidrittel von ihnen würden es lieber sehen, wenn die Umwelt sauberer würde, als weiteres Wirtschaftswachstum oder ein höheres Einkommen", schreibt Worcester, der Co-Autor der Studie ist.

Daß es Deutschen, Dänen und Schweizern ganz ähnlich wie den Briten geht, führen die Forscher auf den hohen "Sättigungsgrad" in diesen Ländern zurück.Hier sei bereits ein so hoher Level an Wohlstand erreicht, daß Einkommenssteigerungen sich nicht mehr auf das individuelle Glücksempfinden auswirken.In den armen und ärmsten Ländern dagegen könne dagegen jedes auch noch so bescheidene Einkommenswachstum eine große Wirkung auf die Lebensqualität haben.

Doch was die Menschen in den armen Ländern gegenüber denen in den Industriestaaten glücklicher macht, läßt sich mit Geld nicht kaufen.Es sind die sogenannten sozialen Kontakte.Die traditionellen Bindungen an Familie, Freunde und Nachbarn sind in den armen Ländern ausgeprägter als in den reichen, und das Gefühl von Geborgenheit ist es offenbar, was den Menschen vor allem Lebensglück verschafft.

Der materielle Reichtum in der westlichen Hemisphäre wurde nach Auffassung der Wissenschaftler mit emotionaler Armut erkauft.Der hohe Grad an Sättigung könnte aber unter den reichen Nationen zu einem Umdenken führen.Die Studie kommt jedenfalls zu dem Schluß, daß immer mehr Menschen ihr Glück nicht länger in immer weiter und schneller wachsendem Wohlstand suchen.

HOLGER WUCHOLD

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