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Hurley Haywood (links) und Patrick Dempsay zusammen in Le Mans.

© Porsche / Juergen Tap

Legende Hurley Haywood: „Als Rennfahrer war er wegen seiner Homosexualität unter immensem Druck“

Mit Anfang 70 outete sich die Rennfahrerlegende Hurley Haywood in einer Doku als schwul. Was das für den Motorsport bedeutet, erzählt Regisseur Patrick Dempsey.

Von Sabine Beikler

Hollywood-Star Patrick Dempsey und Rennfahrerlegende Hurley Haywood kennen sich seit Jahren. Dempsey, 53, erhielt von Haywood Ratschläge, als er anfing Rennen zu fahren. Haywood, 71, wiederum outete sich in dem von Dempsey produzierten Dokumentarfilm „Hurley“ als Homosexueller. Beide Motorsport-Fans trafen sich am Wochenende in Le Mans zum 24-Stunden-Rennen. Dort sprach Sabine Beikler mit Patrick Dempsey über die Auszeichnung, die er in Le Mans erhielt, über seine Freundschaft zu Haywood und einen neuen Film.

Mr. Dempsey, Sie sind eigentlich jedes Jahr beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Vor ein paar Jahren selbst als Rennfahrer, diesmal mit ihrem eigenen Team, Dempsey Proton Racing. Am Freitag erhielten Sie den Spirit of Le Mans-Award. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Für mich als Nicht-Profi unter den Fahrern bin ich wirklich stolz auf diese Auszeichnung. Und ich bin auch glücklich, einen Teil dieser Motorsport-Gemeinde zu sein und mein Faible für den Motorsport auszuleben.

Sie sind nach Le Mans mit dem Film „Hurley“ über die Rennsportlegende Hurley Haywood gekommen. Haywood hat Le Mans drei Mal, das 24-Stunden-Rennen in Daytona fünf Mal gewonnen. Wann haben Sie das erste Mal von Haywood gehört?

Es war 2003, 2004, als ich selbst das erste Mal in Daytona gefahren bin. Hurley gab mir damals wertvolle Tipps, wie ich mich als Fahrer verhalten sollte. Und von da an, hatten wir beide regelmäßig Kontakt, und so hat sich eine Freundschaft zwischen uns entwickelt. Ich habe immer auf Hurley gehört. Bis 2012 startete Hurley ja jedes Jahr in Daytona.

Was bedeutet Haywoods Rolle für den Motorsport?

Hurley ist der unangefochtene Champion. Jeder, der sich mit Motorsport beschäftigt, kennt ihn. Er war und ist beliebt. Sein Ruf ist, dass er ein echt fairer Sportsmann ist, trotz seiner Erfolge auch nie abhob. Als Rennfahrer hat er immer hundert Prozent gegeben. Hurley Haywood ist eine echte Persönlichkeit. Und das strahlt er auch durch seine Ruhe und Besonnenheit aus. Hurley Haywood ist jetzt 71 Jahre. Er hat sich in dem Film als Homosexueller geoutet. Haywood sagte, ein Schüler habe ihn zu seinem Coming out motiviert. Er habe ihn für ein Schulprojekt interviewt und ihm erzählt, wie er als Teenager gemobbt werde, nur weil er schwul sei.

Die Dokumentation startete 2014. Es war ein offenes Geheimnis, dass Hurley seit Jahren mit seinem Partner Steve zusammenlebt und mit ihm verheiratet ist. Aber während seiner aktiven Zeit als Rennfahrer hatte er einen immensen Druck wegen seiner Homosexualität. Darüber wurde nicht gesprochen. Und es war für ihn eine unglaubliche Erleichterung, als er in dem Film darüber sprechen konnte. Sein Partner ist ja in der Öffentlichkeit nie neben ihm in Erscheinung getreten. Wir müssen die jungen Leute heutzutage darüber aufklären, dass Homosexualität keine Krankheit ist, dass sie homosexuelle Menschen verstehen sollten, weil diese oft durch einen schwierigen Selbstfindungsprozess durch müssen. Jeder Mensch soll so leben, dass er glücklich ist.

Wie gut haben Sie Hurley Haywood während des Filmdrehs kennengelernt?

Ich hätte ihn nie vorher gefragt, ob er über seine Homosexualität in dem Film sprechen will. Das war auch nicht meine Aufgabe. Hurley hat selbst entschieden, darüber zu reden. Und wir haben sehr professionell miteinander zusammengearbeitet.

Hurley Haywoods Rennpartner Peter Gregg beging 1980 kurz nach seiner Hochzeit Selbstmord. Der Umgang mit Depression wird auch in ihrem Film thematisiert. Erhoffen Sie sich einen anderen Umgang in der Öffentlichkeit mit der Krankheit?

Ich habe die Geschichte von Peter Gregg erzählt, der ja auch über Hurleys Homosexualität Bescheid wusste. Hurley hat in der Retrospektive in dem Film über seine mitunter schwierige Verbindung mit ihm reflektiert. Das Thema Depression war in den 1960er, 1970er Jahren auch kein öffentliches Thema. Wissen Sie, Peter Gregg war ein unglaublich erfolgreicher Geschäftsmann und ein sehr intelligenter Mensch. Seine Identifikation mit dem Motorsport half ihm letztlich auch nicht mehr. Denn er litt eben auch unter schweren Depressionen. Ich hoffe, dass dieser Film eine Sensitivität für den Umgang mit Depressionen vermittelt. Es gibt heute gute Behandlungsmethoden und ausgebildete Fachleute, an die sich Betroffene wenden können. Man muss nicht still an dieser Krankheit leiden, sondern sollte sich professionelle Hilfe holen. Ohne psychische Gesundheit kannst Du kein ausgeglichenes Leben führen.

Gibt es da Parallelen zu Ihrem neuen Filmprojekt?

Ja, absolut. Der von mir mitproduzierte Film „The Art of Racing in the Rain“, der am 9. August in den USA Premiere hat, behandelt dieses Thema ebenfalls. Es ist eine Geschichte über Hoffnung, Motorsport und auch über Lebenslust. Ein Film mit einer echten positiven Message.

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