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Reise: Ankern an der Bühne

Kulturgenuss ohne Parkplatzsorgen: Die Bregenzer Festspiele am Bodensee erreicht man am besten mit dem Schiff

Das Städtchen Bregenz am österreichischen Bodenseeufer hat 28 000 Einwohner – und begrüßt in jedem Sommer mehr als 200 000 Gäste, die zu den Opernfestspielen anreisen. 6700 Zuschauer fasst allein die Seebühne, wo die großen Spektakel-Inszenierungen unter freiem Himmel gezeigt werden. Da treiben jeden Ticketbesitzer zwei Fragen um: Wie wird das Wetter? Und wo bekomme ich einen Parkplatz?

Gegen schlechtes Wetter hilft nur warme, regenfeste Kleidung. Dem abendlichen Verkehrschaos in Bregenz, der nervenaufreibenden Anfahrt GOMPM ALM]im Stop-and-go /GOMPM ALM]über die Uferstraße allerdings lässt sich ein Schnippchen schlagen: indem man einfach direkt übers Wasser kommt. Wer von Konstanz mit den Bodensee-Schiffsbetrieben anreist, kann sich auf der gut dreistündigen Fahrt sogar ein Menü servieren lassen. Schneller ist natürlich die Fährverbindung ab Lindau: In 25 Minuten gelangt man von der deutschen Seite hinüber nach Österreich. Dabei wird an Bord ein Glas Sekt zur angemessenen Einstimmung auf das Kulturerlebnis gereicht. Der besondere Clou aber ist der Ankerplatz direkt neben der Seebühne. Von dort geht es nach dem Schlussapplaus dann auch wieder zurück.

Seit Neuestem können die Opernfans auch im Dörfchen Lochau an Bord gehen, auf halbem Weg zwischen Lindau und Bregenz. Im weiten Bogen nähert sich das Schiff von hinten der Seebühne, wo in diesem und dem kommenden Jahr Umberto Giordanos „André Chenier“ gespielt wird, ein 1896 uraufgeführtes, packendes Liebesdrama aus den blutigsten Zeiten der französischen Revolution. Die Sänger klettern dabei auf einer 24 Meter hohen Skulptur herum, die Jakobiner-Anführer Jean Paul Marat darstellt. Die Schiffsgäste bekommen nicht nur die imposante Schauseite des monumentalen Bühnenbildes zu sehen, sondern können bei der Anfahrt sogar hinter die Kulissen blicken, die massive Stahlkonstruktion bewundern, auf der der Riese im Bodensee ruht.

Dass Lochau jetzt eine Fährverbindung anbieten kann, ist dem „Seehotel am Kaiserstrand“ zu verdanken. 1910 als Luxusherberge errichtet, war das imposante Gebäude nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland von den Nazis konfisziert worden. Bis 1998 diente es als Armeekaserne. Als sich nach Jahren des Leerstands endlich ein Investor fand, der hier wieder einen Vier-Sterne-Hotelbetrieb aufziehen wollte, investierte die Gemeinde Lochau parallel dazu in die Infrastruktur am See, ließ eine Promenade samt Radweg und Schiffsanleger bauen.

Und weil das „Kaiserstrand“ über eine der raren Uferterrassen in der Gegend verfügt, bietet sich Lochau als Startpunkt für ein entspanntes Bregenzer Kulturvergnügen an: erst draußen speisen, dann mit der Fähre weiterreisen. Zurück geht’s in gerade mal sieben Minuten mit dem Vorortzug vom Bahnhof am Festspielhaus zur Station „Lochau/Hörbranz“ direkt am Hotel. Ideal ist Lochau aber selbst für Familien, die sich in Opernbegeisterte und Musiktheatermuffel spalten. Wenn die ersteren losgeschippert sind, ziehen die anderen einfach vom Restaurant ins elegante hölzerne Badehaus des Hotels mit Barbetrieb und atemberaubender Rundumsicht bis hin zur Seebühne. Ein Sonnenuntergang am Bodensee lässt sich auch ohne Musik genießen.

Informationen: Die Fahrt hin und zurück mit dem Schiff ab Konstanz inklusive Menü kostet 75 Euro, ab Lindau beträgt der Preis 17 Euro inklusive Begrüßungsgetränk (www.bsb-online.com). Ab Lochau bezahlt man neun Euro inklusive einem Glas Sekt und Rückfahrt mit dem Zug (www.vorarl berg-lines.at). Informationen zum Hotel am Kaiserstrand im Internet: www.seeho tel-kaiserstrand.at

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