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Vor allem amerikanische Kreuzfahrtgesellschaften sind hier sehr offen, schon allein weil es US-Gesetze so vorschreiben.

© picture alliance / Mary Evans Pi

Kreuzfahrt: Mit Bello in die Lounge

Auf manchen Schiffen dürfen Hund und Katze mit an Bord – und bekommen ihr eigenes Programm, mitsamt alkoholfreiem Hunde-Bier und Frühschoppen. Vollpension ist trotzdem nur für die menschlichen Passagiere inklusive.

Können Hunde mit Herrchen und Frauchen gemeinsam auf Kreuzfahrt gehen? Die überraschende Antwort: ja, im Prinzip schon. Allerdings nur bei wenigen Reedereien. Luxuriös bei Cunard, pragmatisch bei Hurtigruten sowie Color Line und komplett auf Hund abgestimmt bei speziellen Flussfahrten von 1AVista. Bei allen anderen Kreuzfahrtgesellschaften gilt die bekannte Hunde-Regel: „Wir müssen draußen bleiben.“ Ausnahmen gibt es allerdings bei Blindenhunden, auf Englisch „Service animals“. Vor allem amerikanische Kreuzfahrtgesellschaften sind hier sehr offen, schon allein weil es US-Gesetze so vorschreiben.

Ganz standesgemäß reisen Hunde (und auch Katzen) auf Cunards „Queen Mary 2“ über den Atlantik – und nur auf den Transatlantikstrecken. Denn auf allen anderen Kreuzfahrten kommen Hunde auch hier nicht an Bord. Sind alle Papiere in Ordnung (Mikrochip, Tollwutimpfung, EU-Tierausweis, Zecken- und Bandwurmbehandlung kurz vor der Reise), kann der Luxus beginnen. Auf ausdrückliche Nachfrage von Kunden, heißt es bei Cunard, habe Blohm & Voss auf der „Queen Mary 2“ nachträglich zwölf Zwinger eingebaut. Denn auch bei Cunard geht die Tierliebe nicht so weit, dass Bello, Rex und Co mit in die Kabine dürften.

Dafür werden die Vierbeiner umfassend verwöhnt: Frisch an Bord gebackene Hundekekse, Futter der Spitzenklasse, Fleecedecken, bequeme Körbchen, Spielzeug, Hunde-Überzug, Frisbeescheibe und Namensschild mit Cunard-Logo stehen bereit.

Selbstverständlich dürfen die Tiere jederzeit besucht werden . Crew-Mitglieder führen die Hunde regelmäßig Gassi in einem speziellen Deckbereich und – man staune – es gibt sogar eine eigene Laterne. Wie bei Cunard nicht anders zu erwarten, hat selbst diese Laterne eine ehrwürdige Geschichte: Sie stammt vom legendären Oceanliner „Queen Elizabeth“ und wurde dort in den 30er-Jahren auf Anregung des britischen Königs George V. angeschafft, um den Tieren schon damals ein standesgemäßes Verrichten ihrer kleinen Geschäfte zu ermöglichen. Auf der „QM 2“ findet diese Tradition eine Fortsetzung. Das Ganze hat freilich seinen Preis, auch wenn der auf offiziellen Listen nicht angegeben wird. Doch für 500 US-Dollar darf Fiffi mit an Bord.

Da die kombinierten Kreuzfahrt- und Postschiffe von Hurtigruten täglich mehrere Häfen anlaufen, ist hier noch am ehesten für Auslauf und Abwechslung für den Hund gesorgt. Eine Besonderheit bei Hurtigruten: In Allergikerkabinen (ohne Teppichboden) darf das Haustier sogar mit in die Kabine – muss dort dann allerdings auch bleiben. Spazieren gehen auf den Passagierdecks ist nicht erlaubt. Ansonsten sind die Hunde in Boxen auf dem Autodeck untergebracht, und zwar entweder in einer eigenen Box oder in bereitgestellten für 100 Norwegische Kronen (etwa 12,50 Euro) extra. Während der Fahrt dürfen die Tiere die Boxen auch nicht verlassen. Wegen der häufigen Hafen-Stopps ergibt sich daraus aber kein wirkliches Problem.

Futter stellt Hurtigruten nicht, und auch um das Gassigehen und die Entsorgung von Hinterlassenschaften muss sich der Tierbesitzer selbst kümmern. Die Passage für den Hund kostet wie die Hundebox 100 Norwegische Kronen. Soll das Tier mit in die Kabine, muss man sich auf jeden Fall rechtzeitig um die Reservierung einer Allergikerkabine kümmern.

Hurtigruten empfiehlt den Tieren zuliebe übrigens, Hunde möglichst nicht auf Kreuzfahrten mitzunehmen, den Aufenthalt an Bord aber auf jeden Fall auf maximal drei Tage zu beschränken. Die Entscheidung darüber wird aber allein dem Passagier überlassen, eine offizielle Beschränkung gibt es nicht.

Auf den beiden Kreuzfahrtschiffen der Color Line, „Magic“ und „Fantasy“, mit zweitägigen Kurzkreuzfahrten von Kiel nach Oslo und zurück sind Hunde, Katzen und andere Haustiere willkommen, müssen aber auf dem Autodeck bleiben – und zwar gesichert im eigenen Auto oder in einem der zehn an Bord bereitgestellten Käfige. Bei warmen Temperaturen dürfen Tiere nicht im Auto bleiben, so dass man sich besser vorab um die Reservierung eines Käfigs bemüht. Gassi gehen ist zu festen Besuchszeiten am Autodeck erlaubt, um die Hinterlassenschaften muss sich der Hundebesitzer kümmern.

Bei Flusskreuzfahrten gibt es mit 1AVista zumindest einen Anbieter, der Hunde an Bord lässt. Jedenfalls auf zwei drei- beziehungsweise siebentägigen „Hunde-Kreuzfahrten“ auf dem Rhein, die in diesem Jahr Ende Oktober im Programm sind – laut Veranstalter möglicherweise noch weitere Termine, da die Nachfrage bereits recht gut sei.

Und weil ein Flusskreuzfahrtschiff regelmäßig zum Gassigehen mal schnell am Ufer anlegen kann und die Tiere auf dem Fluss auch nicht seekrank werden, ist die Hunde-Flusskreuzfahrt sicherlich die unkomplizierteste Variante einer Kreuzfahrt mit Hund. Auf der „Normandie“ wohnen die Hunde mit in der Kabine, haben (an der Leine) überall Zugang, auch zur abendlichen Show in der Lounge und ins Restaurant. Im Restaurant gibt’s für die Vierbeiner immer einen frisch gefüllten Wassernapf, gefressen wird aber in der Kabine. Vollpension ist nur für die menschlichen Passagiere inklusive – Hundefutter bringen Herrchen und Frauchen mit. Dafür gibt es – allen Ernstes – einen Frühschoppen für die Vierbeiner, mit Leckerli und einem alkoholfreien Hunde-Bier.

Franz Neumeier schreibt unter anderem auch auf seiner Seite www.cruisetricks.de

Franz Neumeier

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