zum Hauptinhalt
Bei der Verbindung Berlin–Hamburg mischt nun auch Flixbus mit, drei Abfahrten täglich. Fahrpreis: ab acht Euro.

© Sven Hoppe/dpa

Linienbus-Anbieter im Check: Eine Strecke, viele Preise

Studenten entwickeln Vergleichsportal für Fernbusse. Auch Aldi ist am Start.

Die Busbranche ist in Bewegung. Seitdem der Markt für Fernbusse in Deutschland offen ist, wagen sich immer neue Anbieter mit neuen Linienverbindungen auf die Straßen. Jetzt kommen mit dem deutschen Ableger des britischen National Express und dem Discounter Aldi weitere namhafte Anbieter hinzu. Für ausgewählte Strecken gibt es bereits Tickets auf aldi-reisen.de. Die Tarife liegen dabei wie bei den meisten Fernbuslinien deutlich unter den Normalpreisen der Bahn; die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Busbahnhof ist teilweise bereits im Preis enthalten.

Den Kunden kann die große Auswahl recht sein: Die Preise sind niedrig, das Streckennetz wächst. Nur übersichtlich ist das nicht. Drei Karlsruher Studenten haben das Unheil früh kommen sehen und bringen Ordnung in das Fernbus-Chaos.

Wenig verbraucherfreundlich war die Sache mit den Fernbussen schon früher. Zwei Mal hatte Martin Rammensee diese Erfahrung bereits gemacht. Im Jahr 2011 habe er eine Seminararbeit über den Fernbusmarkt geschrieben „und festgestellt, dass das total unübersichtlich ist“, erzählt der Student des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Ein anderes Mal sei er mit einem großen Linienbus-Anbieter nach Rumänien gefahren: „Nach der Reise merkte ich: Es hätte ja billigere Anbieter gegeben. Aber das hatte ich vorher nicht gewusst.“ Dabei war damals am Fernbusmarkt noch gar nicht so viel los.

Seit der Liberalisierung des Fernbusverkehrs zum Jahresbeginn wurden laut Bundesverkehrsministerium bereits 23 neue Inlandsverbindungen genehmigt. Für 53 weitere Verbindungen sei eine Genehmigung beantragt worden. Würden auch diese Genehmigungen erteilt, sei das Angebot bereits etwa doppelt so groß wie bis Ende 2012, als es 86 innerdeutsche Fernbusverbindungen gab – vor allem von Berlin aus und zu Flughäfen ohne Bahnanschluss.

Mit dem britischen Schwergewicht National Express und seinem „city2city“-Angebot ist jetzt ein neuer Großanbieter hinzugekommen. Zudem hat der Discounter Aldi mit dem Ticketverkauf mit Sitzplatzgarantie für ein bundesweites Netz von Fernbuslinien begonnen. Die Linien werden von einem Bonner Busreiseveranstalter bedient, Start ist am 19. April. Von Berlin aus steuert der „Aldi-Bus“ folgende Ziele an: Dresden (acht Mal täglich, ab 14,90 Euro); München ab 44,90 Euro (zwei Mal täglich mit Zwischenhalt Leipzig, ab 14,90 Euro); Hamburg (zwölf Mal täglich, ab 24,90 Euro); Köln ab 44,90 Euro mit Zwischenhalten in Hannover, Dortmund, Bochum, Essen und Duisburg, wobei die Strecke Berlin–Hannover ab 24,90 Euro zu buchen ist. Und natürlich werden alle Routen auch in umgekehrter Richtung angeboten.

„Wir haben einen Nerv getroffen“

„Ganz viele drängen auf den Markt – kleinere, größere, deutsche und ausländische Unternehmen“, berichtet die Fernverkehrsexpertin des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Heidi Tischmann. „Man kann gar nicht den Überblick behalten.“ Martin Rammensee und zwei seiner Kommilitonen versuchen jedoch genau das. Schon vor dem Start des freien Fernbusmarktes schufen die drei ihre Internetseite busliniensuche.de. Über sie können die Nutzer nun per Suchoption herausfinden, welche Anbieter auf der gewünschten Strecke zu welchem Preis fahren.

Hinzu kommen Infos zum Komfort im Bus: Bei welchem Unternehmen gibt es unterwegs W-Lan, und wo sind die Sitzabstände besonders groß? Bei wem ist Fahrradtransport möglich und wer verlangt für große Koffer keine Extragebühr? Das Webportal für den Fernbusvergleich ist derzeit das einzige seiner Art in Deutschland. „Wir sehen, dass wir damit bei den Leuten einen Nerv getroffen haben“, sagt Rammensee. Angefangen habe das Portal Anfang des Jahres mit 100 Besuchern am Tag. Mittlerweile komme die Seite auf bis zu 4500 Nutzer täglich. Ausreichend Geld verdienen die drei mit ihrer Seite jedoch noch nicht. „Perspektivisch“ aber solle sich das ändern.

Wo gibt es überhaupt Fahrscheine für die neuen Busflotten? Wer im Internet nach seiner Verbindung gesucht hat, kann dort auch gleich sein Ticket kaufen. Gezahlt wird in der Regel über Kredit- oder EC-Karte, Lastschrifteinzug oder das Bezahlsystem Paypal. Die genauen Bezahlmöglichkeiten variieren je nach Anbieter. Den Fahrschein können sich Reisende am heimischen Computer ausdrucken. Manche Unternehmen bieten auch einen Ticketversand per Post an oder schicken die Fahrkarte virtuell samt QR-Code aufs Smartphone. Letzteres ist etwa bei Flixbus möglich.

BerlinLinienBus, der Fernbusanbieter der Bahn, beispielsweise bietet auch eine Ticketreservierung per Telefon an. Einzelne Anbieter arbeiten zudem mit Reisebüros oder Touristen-Informationen zusammen, die Fahrscheine für das Unternehmen verkaufen, oder sie betreiben eigene Reisecenter, wie es die Deutsche Touring macht. Auch ein Ticketkauf direkt vor Fahrtantritt beim Fahrer ist bei den meisten Unternehmen möglich. Allerdings gibt es dann keine Garantie, dass der Bus nicht schon ausgebucht ist.

Was passiert, wenn ich die Reise nicht antreten kann? „Die Stornierungs- und Umbuchungsbedingungen der Anbieter sind total unterschiedlich“, warnt Martin Rammensee von busliniensuche.de. Deshalb sollten sich Reisende beim Ticketkauf informieren, wie das Unternehmen mit derartigen Wünschen umgeht. Mal gibt es Geld zurück, mal einen Reisegutschein. Es gibt im Grunde so viele Varianten wie Unternehmen. (AFP/gws)

Caroline Uhl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false