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Veszprem

© Stefan Jacobs

Veszprém, km 3395: Chill-out con Carne

Zoltán Mészáros hat nach der Wende in Amerika gearbeitet und hätte Restaurantmanager werden können. Doch er kehrte in seine Kleinstadt Veszprém im Norden Ungarns zurück. Heute organisiert er das Veszprém-Fest, das mit zigtausend Besuchern zu den größten in Ungarn gehört.

Zoltán Mészáros hat nach der Wende mal als Tellerwäscher in Amerika gearbeitet. Mit Anfang 30 hätte er Restaurantmanager im Staat New York sein können. Doch schon nach zwei Jahren verließ er die große weite Welt und kehrte in seine Kleinstadt Veszprém im Norden von Ungarn zurück. Jetzt ist er Musikproduzent und Restaurantbesitzer: "Oliva" heißt das Lokal, das er vor zehn Jahren eröffnet hat, weil er die anderen Restaurants in der Umgebung nicht mochte. In der Einfahrt parkt seine Limousine.

Mészáros trägt Shorts und Sandalen. Er hat wenig Zeit, denn er muss das Veszprém-Fest Anfang August vorbereiten, das mit zigtausend Besuchern zu den größten in Ungarn gehört. "Das Festival war meine Idee", sagt er. "Vor vier Jahren. Um die hübsche kleine Burg über unserer Stadt zu beleben." Jetzt stehen 1700 Stühle zwischen tausendjährigen Burgmauern und den üppigen Barockfassaden des Bischofspalastes nebenan. Das Programm reicht von Jazz über Oper, Klassik und Chill-out bis zu Ausstellungen.

Künstler aus Ungarn und den Nachbarländern in die 65000-Einwohner-Stadt zu locken, sei kein Problem, sagt Mészáros. Und für Weltstars sei nicht Veszprém oder New York die Frage, sondern allein die Gage. Mészáros hat sich für seine Priorität entschieden: "Lieber volles Haus als finanzielle Auslese." Zwar gibt es öffentliche Zuschüsse und Sponsoren, doch im vergangenen Jahr waren die Tickets trotzdem teuer. Wohl zu teuer. In diesem Jahr kosten die Karten weniger: vier bis 36 Euro. "Ein Lehrer verdient hier 500 Euro. Da muss man ziemlich aufpassen, dass man die Leute bei den Preisen nicht überfordert."

In der Geldnot vieler Ungarn sieht Mészáros die größte Bremse für sein Land: Billige Ware sei gefragter als gute - ob beim Einkauf, dem Urlaubsquartier oder eben der Kultur. "Dabei ist Qualität doch unsere einzige Chance, uns in Europa zu profilieren." Stefan Jacobs

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