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Gesundheit: Berlin - Bath: Ein europäisches Diplom

"Euromasters" vereint sechs Universitäten zu einem politikwissenschaftlichen AufbaustudiengangVON JOACHIM HOFERDie steinernen römischen Bäder sind ein wahres Schmuckstück in der Fußgängerzone von Bath.Rund um die alten Gemäuer der englischen Kleinstadt treffen sich im Sommer Touristen und Gaukler, Vaganten und Penner.

"Euromasters" vereint sechs Universitäten zu einem politikwissenschaftlichen AufbaustudiengangVON JOACHIM HOFERDie steinernen römischen Bäder sind ein wahres Schmuckstück in der Fußgängerzone von Bath.Rund um die alten Gemäuer der englischen Kleinstadt treffen sich im Sommer Touristen und Gaukler, Vaganten und Penner.Wenn die Tage dann kürzer und die Nächte kälter werden, trudeln die Studenten im malerischen Bath ein, das muntere Leben verlagert sich von den Straßen in die Lehrsäle und Pubs.Unter den Ankömmlingen an der University of Bath ist seit anderthalb Jahren eine kleine, sorgfältig ausgesuchte Gruppe von Hochschulabsolventen aus aller Herren Länder mit einem gemeinsamen Ziel: das nationenübergreifende "Euromasters"-Programm in Politikwissenschaft zu absolvieren. "Die Dozenten kamen von überall her eingeflogen, das war schon spannend".Damon Allen erinnert sich gerne an die drei Monate in Bath.Von Oktober bis Dezember war der Brite mit seinen 22 Kommilitonen zusammen auf dem Campus von Bath und jeden Tag durften sie einem anderen Europa-Experten zuhören.Seit Anfang Januar belegt der Politologe nun mit fünf Kolleginnen Kurse an der Berliner Humboldt-Universität.HU und FU sind die beiden deutschen Teilnehmer in diesem Fortbildungsprogramm.Mit im Uni-Pool sind neben Bath noch Universitäten in Paris, Madrid und Siena. "Euromasters" ist ein Zusatzstudiengang, der Uni-Absolventen die "Europäischen politischen Kulturen der Gegenwart" näher bringen will.Dazu verbringen die jungen Leute ein Jahr an mindestens zwei der sechs beteiligten Hochschulen.Im Anfangsquartal leben und arbeiten alle gemeinsam in Bath, dann fliegen sie je nach Interesse in ein anderes Land aus.Den Sprung von dem beschaulichen englischen Provinzstädtchen in die anonyme Millionenstadt Berlin haben die Sechs gut überstanden."Ganz klar, du mußt hier mehr selber machen", sagt Allen, und seine griechische Kommilitonin Marilana Chatziantoniou ergänzt, "wenn man von England kommt, ist das echt kompliziert.Du brauchst zum Beispiel einen ganzen Tag, um ein Buch auszuleihen".In Bath sei alles viel moderner gewesen, "und die Bibliothek hat Tag und Nacht geöffnet". Andererseits bewundert die Niederländerin Mai Nguyen, wie "die Studenten hier relaxed sind".Ganz entspannt ging die Gruppe die ersten Wochen in Berlin an: "Klar, wir hätten Plätze im Wohnheim bekommen können", sagt die Französin Virginie Priou, aber sie hätten sich dann doch alle für ganz normale Wohnungen entschieden.Wie gewöhnliche deutsche Studenten sind sie auch in die Vorlesungen und Seminare am Politikinstitut der HU gegangen.Nun, da die Universitäten im Märchenschlaf der Semesterferien liegen, bietet Professor Gert-Joachim Glaeßner Blockseminare für seine Masters-Studenten an.Der HU-Politologe gehört zu den Gründern des Studienganges und hat fünf Jahre an dessen Entstehung mitgebastelt, ehe 1995 die ersten 16 Studenten loslegen konnten.Künftig sollen 40 junge Menschen aus aller Welt mitmachen können.Wichtigste Teilnahmebedingungen: Sprachkenntnisse, ein geeigneter Hochschulabschluß und genügend Geld.1500 Pfund kostet die Ausbildung, und Stipendien sind rar.Fehlende finanzielle Unterstützung könnte auch der Grund dafür sein, daß bislang keine deutschen Studenten bei Euromasters mitgemacht haben, vermutet Glaeßner. Im Herbst werden die Sechs, die derzeit in Berlin sind, irgendwo in Europa ihr "Euromasters"-Diplom in die Hand gedrückt bekommen.Was das Papier wert sein wird, wissen sie nicht, und kann auch Glaeßner nicht beurteilen."Die vom letzten Jahr haben alle irgendwo Jobs gefunden", erzählt Damon Allen voller Optimismus, "und unsere Möglichkeiten sind doch riesengroß". Informationen zum Euromasters an der Humboldt-Universität, Institut für Politikwissenschaft, Prof.Dr.Gert-Joachim Glaeßner, Tel.2093 1430.

JOACHIM HOFER

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