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Gesundheit: Raubbau am Tropenwald geht mit offizieller Duldung ungestört und mit rasantem Tempo weiter

"Nein, Sie brauchen sich bald keine Sorgen mehr um den Tropenwald hier in Kambodscha zu machen," sagt Richard W. mit grimmigem Humor.

"Nein, Sie brauchen sich bald keine Sorgen mehr um den Tropenwald hier in Kambodscha zu machen," sagt Richard W. mit grimmigem Humor. "Noch einige Jahre, dann ist der Wald abgeholzt, dann hat sich das Problem erledigt." Wie viele Mitglieder von Umweltorganisationen in der kambodschanischen Hauptstadt verfolgt Richard W. die katastrophale Entwicklung mit ohnmächtigem Zorn.

Obwohl die internationale Finanzhilfe an die Zusage von Ministerpräsident Hun Sen gekoppelt ist, den illegalen Holzeinschlag zu stoppen, beobachtet die britische Umweltorganisation "Global Witness" reihenweise Verstöße gegen diese Vereinbarung. Nun schätzen Experten, in fünf Jahren werde es in dem südostasiatischen Staat keine Edelhölzer mehr geben, wenn der Raubbau in gleichem Maße weitergehe.

Vor 30 Jahren gab es in Kambodscha noch 13,2 Millionen Hektar Wald, 73 Prozent der Fläche des Landes waren von Tropenwald bedeckt. Aus einem geheimen Bericht der Regierung geht hervor, dass im Jahre 1992 der Waldbestand nur noch 7,6 Millionen Hektar betrug. Vier Jahre später, 1996, waren es noch 6,3 Millionen Hektar. Binnen vier Jahren gingen dort 1,3 Millionen Hektar Wald verloren.

Im Archiv von "Global Witness" wird ein Brief von König Norodom Sihanouk verwahrt. Der Monarch, dessen politischer Einfluss immer mehr schwindet, schreibt darin: "Durch die Abholzung des Tropenwaldes wird die Zukunft Kambodschas und die unserer jungen Generation geopfert." Wie Recht der König hat, zeigt sich in den von Experten bestätigten Klima- und Umweltveränderungen. Schwere Überflutungen nehmen zu und zerstören die Reisernte.

Der verbleibende Wald kann sich kaum mehr regenerieren, weil das ökologische Gleichgewicht umkippt und die Perioden der Trockenzeit von früher sechs auf nunmehr acht Monate im Jahr wachsen - extreme Hitzeperioden häufen sich. Für die Wiederaufforstung wird so gut wie nichts getan, denn dafür fehlt es an Fachleuten und vor allem an Geld. Kambodschas korrupte Oberschicht und höchste Regierungskreise sind am schnellen Dollar interessiert, und der lässt sich am ehesten mit der skrupellosen Vergabe von Konzessionen zum Holzeinschlag verdienen.

Auf internationalen Druck hin hat Hun Sen spektakuläre Schritte unternommen. In der nordöstlichen Provinz Mondolkiri sind der Gouverneur samt Stellvertreter entlassen worden. Dies gilt aber eher als politischer Schachzug - beide Politiker gehören der oppositionellen Funcinpec-Partei an.

Und nach gelegentlichen schärferen Kontrollen sind die Schmuggler vorsichtiger und erfindungsreicher geworden. Illegale Sägewerke werden tiefer in den Dschungel verlegt, um dort nur noch nachts zu arbeiten. Das geschlagene Holz wird beiderseits der Straßen versteckt, in kleinere Stücke zersägt und nachts in Fahrzeugen mit ausgebauten Rücksitzen transportiert. Um Kontrollen zu entgehen, wird das Edelholz nun häufiger auf dem Wasserweg fortgeschafft - letztlich zu seinen Abnehmern auch in vielen europäischen Ländern.

Robert Luchs

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