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Die Heroinepidemie der 90er Jahre in Portugal führte zu der radikal liberalen Drogenpolitik, die bis heute gilt.

© Getty Images/mladenbalinovac

Tagesspiegel Plus

Sollten wir auch harte Drogen entkriminalisieren?: „In Portugal ist keine der düsteren Prophezeiungen eingetreten“

Deutschland streitet über die Cannabis-Freigabe. Dabei gehen einige andere Länder wie Portugal noch viel weiter mit der Entkriminalisierung von Drogen. Ein Vorbild für Deutschland?

Von Floris Kiezebrink

Privater Besitz und Konsum von Cannabis könnten schon bald nicht mehr strafbar sein, denn der Deutsche Bundestag hat am Freitag für das neue Gesetz der Ampel-Koalition gestimmt. In Portugal ist das längst Realität. Selbst der Besitz harter Drogen wie Kokain und Heroin ist dort entkriminalisiert. Die Zahl der Drogentoten sank seit der Gesetzesänderung vor mehr als 20 Jahren drastisch.

Mediziner João Castel-Branco Goulão, einer der Begründer dieser liberalen Politik, ist heute Vorsitzender des Instituts für Suchtverhalten und -abhängigkeiten im portugiesischen Gesundheitsministerium. Im Interview mit dem Tagesspiegel erklärt er, was hinter dem portugiesischen Weg steckt und beantwortet die Frage, ob das Gleiche auch in Deutschland möglich wäre.

Herr Goulão, Sie sind einer der Architekten des portugiesischen Drogenmodells, das nach jahrelangen Vorbereitungen 2001 in einem bis dato beispiellosen Entkriminalisierungsgesetz gipfelte. In Deutschland müssen sich Politiker, die Ähnliches wollen, schnell anhören, sie gefährdeten die Gesundheit der Jugend. Wie heftig fiel die Kritik an Ihnen aus?
Tatsächlich war eine der Ansichten von vornehmlich rechtsgerichteten Politikern, dass Kleinkinder Drogen dadurch quasi durch die Babyflasche bekommen würden. Es wurde außerdem prophezeit, dass Portugal zum Paradies für Drogentourismus werden würde.

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Gramm Heroin kann eine Einzelperson in Portugal bei sich tragen, ohne dafür verhaftet zu werden.
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