zum Hauptinhalt

Gesundheit: Strom und Gegenstrom

Berlins neuer Wissenschaftsstaatssekretär ist für Studienkonten

Im März wird Hans-Gerhard Husung sein Amt als Staatssekretär in der Berliner Wissenschaftsverwaltung antreten. Damit wird Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) in der Hochschulpolitik entlastet. Denn seitdem Peer Pasternack im Sommer des vergangenen Jahres von der Position des Staatssekretärs zurückgetreten war und der von Flierl zunächst ausgespähte Hamburger Drogenforscher Michael Krausz aus persönlichen Gründen nicht Staatssekretär werden konnte, war diese Position vakant.

Mit dem Sozialdemokraten Husung (53 Jahre) kommt ein ausgesprochen kompetenter Hochschulmanager nach Berlin. Er kennt die Universitäten und die Forschungsinstitute durch seinen beruflichen Werdegang. Zuerst war er persönlicher Assistent des Rektors der Technischen Universität Braunschweig, danach von 1985 bis 1990 persönlicher Referent des Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft. Von 1990 bis zum Jahr 2000 hat Husung Referate in der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats geleitet und war an der Konzeption der großen Studienreform mit den Abschlüssen Bachelor und Master beteiligt. Er hat die Aufsehen erregende Erklärung mitformuliert, wie Frauen zu erfolgreicheren Karrieren in der Wissenschaft verholfen werden kann: nämlich, indem man auf die Hochschulen Druck ausübt. Zuletzt hat er in Hamburg eine Fachhochschule geleitet.

Seit dem Juli 2003 arbeitet er unter dem reformfreudigen Hamburger Wissenschaftssenator Jörg Dräger an Strategien. Die Hamburger Lösung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik an einen Tisch zu bringen und eine Entwicklungsperspektive für diese drei Bereiche bis zum Jahr 2012 zu verabreden, hat Husung imponiert. Diese Idee wird für ihn auch in Berlin ein Ansporn sein. Er wisse zwar, dass hoch sensible Hochschulen „nicht von heute auf morgen durch Diktat oder Knopfdruck umzustrukturieren sind“. Aber die Interessen des Landes Berlin möchte er aktiv in die Diskussion über die künftige Hochschulstruktur einbringen. Um das zu verdeutlichen, zeichnet Husung das Bild vom Gegenstromprinzip. Das heißt, er will die Planungsvorgaben der Universitäten durchaus respektieren, betont aber zugleich, dass die Sparvorgabe von 75 Millionen Euro an keiner Universität nach dem Rasenmäherprinzip verwirklicht werden könne.

Husung will die Empfehlung des Wissenschaftrats aufgreifen, um in Berlin einen Landeshochschulrat zu etablieren. Der könnte dann in Berlin die Rolle spielen, wie sie in Hamburg die Dohnanyi-Kommission übernommen hatte. Im Hinblick auf weitere Sparforderungen des Finanzsenators Thilo Sarrazin beruft sich Husung auf die im Senat verabredeten Eckpunkte für die Finanzierung der Hochschulen in den Jahren 2006 bis 2009. Diese Eckpunkte wolle er in den Hochschulverträgen fest verankern.

Dass Berlin in der Diskussion um Eliteuniversitäten mithalten und in der Humboldt-Universität sowie der Freien Universität mit vielen Spitzenleistungen aufwarten könne, „betrachte ich als Herausforderung und nicht als Last“.

Neben der Strukturplanung hat sich der neue Staatssekretär zwei weitere Schwerpunkte vorgenommen. Er möchte die Wissenschaft von den Köpfen in die Herzen der Berliner tragen. Er möchte Wissenschaft und Forschung so nutzen, dass sie als Anreize für wirtschaftliches Engagement dienen. Die Wissenschaftsparks in Adlershof und Buch seien gute Beispiele. Es zeichne Berlin aus, dass es über ein Netzwerk von Hochschulen und Forschungsinstituten verfüge.

Die Frage, ob in Deutschland Studiengebühren eingeführt werden sollen, ist für Husung kein Dogma. In Berlin setzt er sich jedenfalls für das Studienkontenmodell von Senator Flierl ein, das bewusst als Alternative zu Studiengebühren konzipiert worden ist. Danach können die Studierenden ihr Studium über das doppelte der Regelstudienzeit strecken, wenn sie jobben oder Kinder haben. Erst dann werden Gebühren fällig.

In jedem Falle müsse man aber beachten, dass künftig nicht weniger sondern mehr Jugendliche studieren sollten. 40 bis 50 Prozent eines Altersjahrgangs an die Hochschulen zu führen, habe für ihn oberste Priorität. Aber das Studium müsse „als Passage und nicht als Lebensform begriffen werden“, betonte Husung. Es könne nicht das oberste Ziel sein, Studierende aus der Hochschule zu werfen, sondern sie zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.

Viel verspricht sich Husung dabei von der Neugliederung des Studiums nach dem Muster von Bachelor und Master. Ob die komplette Umstellung auf Bachelor und Master in Berlin schon vor dem Jahr 2010 erfolgen kann, will Husung mit den Hochschulpräsidenten besprechen, bevor das in den neuen Hochschulverträgen fixiert wird.

Uwe Schlicht

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false