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Der Blick auf das Smartphone (Illustration).

© Getty Images/Qi Yang

Unseriöse Angebote im Internet: Arzneimittelbehörde warnt vor falschen Gen- und Zelltherapien

Neue innovative Therapien haben die Möglichkeiten der Medizin in den vergangenen Jahren deutlich erweitert. Im Internet versuchen unseriöse Geschäftemacher, sich das zunutze zu machen.

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Eine nebenwirkungsarme Zelltherapie, die in der Lage sein soll, Krebs zu besiegen, oder Gentherapien, die gegen andere schwerste Erkrankungen helfen sollen: Solche und ähnliche Angebote finden Internetnutzer mittlerweile immer häufiger, vor allem in sozialen Medien wie Facebook, Instagram und TikTok. Mitunter sollen sie dafür einige Zehntausend Euro aus eigener Tasche bezahlen.

Dass hinter den Angeboten regelmäßig fragwürdige kommerzielle Anbieter stecken, darauf weist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in seinem aktuellen Newsletter hin.

Das PEI ist in Deutschland zuständig für die Zulassung und Überwachung von biomedizinischen Medikamenten, unter anderem auch für die sogenannten Arzneimittel für neuartige Therapien (ATMP) wie Zell- und Gentherapien.

Die EMA und die nationalen Behörden raten ausschließlich zu einer Behandlung mit ATMP, die zugelassen sind oder im Rahmen genehmigter klinischer Prüfungen verabreicht werden.

Aus der Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts

Zu den ATMP gehören verschiedene neue und sehr innovative Therapieverfahren wie zum Beispiel die bekannte Genschere Crispr Cas9 gegen bestimmte Erbkrankheiten und die CAR-T-Zelltherapie zur Behandlung von Blut- und Lymphdrüsenkrebserkrankungen.

Keine Belege für Wirksamkeit

Die zuständige EU-Behörde, die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA, hat bislang 19 ATMP zugelassen, darunter 16 Gentherapien, ein Zelltherapeutikum und zwei biotechnologisch bearbeitete Gewebeprodukte.

Derzeit würden in sozialen Medien allerdings auch ATMP ohne eine behördliche Zulassung beworben – „oftmals ohne belastbare wissenschaftliche Nachweise über ihre Wirksamkeit oder Unbedenklichkeit“, schreibt das PEI.

Meist richteten die Verkäufer ihre Angebote gezielt an schwerkranke Patientinnen und Patienten. Entsprechende Verdachtsfälle sind nach Tagesspiegel-Informationen zum Beispiel in Berlin registriert worden. Laut dem für die Arzneimittelüberwachung zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales wurden die Therapien unter anderem bei Facebook und Youtube beworben.

Da die Produkte keinerlei Kontrolle unterliegen, drohten Verwendern gesundheitliche Risiken wie schwere Nebenwirkungen, warnt das Paul-Ehrlich-Institut. „Die EMA und die nationalen Behörden raten daher ausschließlich zu einer Behandlung mit ATMP, die zugelassen sind oder im Rahmen genehmigter klinischer Prüfungen verabreicht werden.“

Patientinnen und Patienten, die im Internet auf einschlägige Angebote stoßen, rät das Paul-Ehrlich-Institut, sich vor einem Kauf ausführlich von einem auf die Krankheit spezialisierten Facharzt beziehungsweise einer Fachärztin beraten zu lassen.

Besondere Vorsicht sei geboten bei kostspieligen Angeboten, die nicht von der Krankenkasse erstattet werden. Vor einer Behandlung sollten sich Patienten deshalb in jedem Fall mit ihrer Krankenkasse abstimmen und in Erfahrung bringen, ob diese die Kosten für die Therapie trägt.

Wer glaubt, im Internet auf ein Fake-Medikament gestoßen zu sein, sollte nicht nur selbst Abstand vom Kauf nehmen, sondern seinen Verdacht auch umgehend bei der für die Überwachung von Arzneimitteln zuständigen Landesbehörde melden, rät das PEI.

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