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Gesundheit: Verein vergibt Patenschaften für neu entdeckte Tiere und Pflanzen

Der Bonner Zoologe Jörn Köhler eilte gerade einem davonhüpfenden Frosch hinterher, da entdeckte er im Laub des bolivianischen Regenwaldes ein ihm unbekanntes Exemplar: eine ausgewachsene Pfeiffroschdame mit hellen Streifen und einem rötlichen Bauch. Das winzige Tier war nur wenig mehr als einen Zentimeter lang.

Der Bonner Zoologe Jörn Köhler eilte gerade einem davonhüpfenden Frosch hinterher, da entdeckte er im Laub des bolivianischen Regenwaldes ein ihm unbekanntes Exemplar: eine ausgewachsene Pfeiffroschdame mit hellen Streifen und einem rötlichen Bauch. Das winzige Tier war nur wenig mehr als einen Zentimeter lang. Es gehörte damit zu den kleinsten landlebenden Wirbeltieren überhaupt. Ein glückliches Zusammentreffen für Köhler, der - wie er später bestätigt fand - auf eine bislang unbekannte Art der Gattung Phyllonastes gestoßen war.

Schon ein Jahr nach dem Fund ist die Pfeiffröschin in einer bunten Liste des soeben gegründeten Vereins "Biopat e.V." zu finden. Über ihr hockt eine schöne Kröte aus den Anden, unter ihr ein rotäugiger Baumfrosch aus dem Amazonasbecken - auch dies kürzlich entdeckte Arten. "Jedes Jahr werden etwa 70 bis 100 neue Froscharten beschrieben", sagt Köhler. "Und da ist kein Ende abzusehen." Noch mehr neue Arten würden unter den Insekten aufgespürt. "Es wird angenommen, dass bislang nur rund ein Zehntel aller existierenden Tier- und Pflanzenarten bekannt sind."

Der schier unerschöpfliche Artenreichtum brachte Jörn Köhler vom Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander König in Bonn und Frank Glaw von der Zoologischen Staatsammlung in München auf die Idee, einen Verein zu gründen, über den Patenschaften für neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten abgeschlossen werden können. Wenn Herr Müller etwa eine Patenschaft für die bolivianische Pfeiffröschin übernehmen möchten, dann könnte diese künftig den Namen "Phyllonastes Muelleri" tragen. Für eine entsprechende Urkunde und ein Bild der Fröschin nimmt "Biopat" allerdings eine Spende von mindestens 5000 Mark entgegen. Mit dem Geld werden Programme zum Schutz ökologischer Systeme in den Herkunftsländern unterstützt. Die andere Hälfte der Spenden kommt der Erforschung neuer Arten zugute.

Bereits 50 Privatpersonen, aber auch Unternehmen, hätten binnen weniger Tage ihr Interesse an einer solchen Patenschaft angemeldet, sagt Hans Stehling von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), die zu den Gründungsmitgliedern von "Biopat" zählt. Die GTZ bringt Erfahrungen mit Ökoprojekten in den Verein ein. Stehling beschreibt ein solches Projekt zum Schutz von Farnen in Mexiko, die seit einiger Zeit in den USA und Europa begehrt sind und allenthalben in der Wildnis ausgegraben wurden. Die GTZ begann daraufhin ein Ausbildungsprogramm für die Bevölkerung, um die seltenen Pflanzen nachzuzüchten. Der gezielte Anbau komme inzwischen der Bevölkerung und der Verbreitung der Farne zugute: von zehn gezüchteten Farnen gingen neun in den Export, einer werde in der Wildnis ausgesetzt und nachgepflanzt.

Um ähnliche Projekte künftig über Spenden an "Biopat" finanzieren zu können, haben zahlreiche Wissenschaftler ihr Benennungsrecht für neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten an den Verein abgetreten. In Zukunft könnten also noch mehr Nacktschnecken auf Namen wie "Boris Beckeri" getauft werden.Wer eine Patenschaft für neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten übernehmen möchte oder sich für die Aktivitäten von "Biopat" interessiert, kann sich im Internet unter http://www.biopat.de oder unter der Rufnummer 06196 / 79 42 03 näher informieren.

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