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Gesundheit: Vor der Reform: Kein Studium bleibt, wie es ist

Nach dem 16. Oktober wird an der Humboldt-Universität alles anders.

Nach dem 16. Oktober wird an der Humboldt-Universität alles anders. Der Akademische Senat hat einen Beschluss zur Studienreform gefasst, der die Studiengänge an der Universität völlig verändert. Vordergründig geht es um eine Rahmenordnung für die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse. In den Strudel werden aber auch die herkömmlichen Magister- und Diplomstudiengänge gezogen.

Der Wissenschaftsrat geht davon aus, dass auf Dauer zwei verschiedene Systeme an einer Universität nicht bestehen und bezahlt werden können: die neuen Studiengänge mit dem Bachelor und Master neben den alten mit dem Magister und Diplom. Deswegen hat der Wissenschaftsrat die Erwartung ausgesprochen, dass die neuen Studiengänge im Laufe der nächsten Jahre die herkömmlichen mit ihren unglaublich langen Studienzeiten verdrängen werden.

Zum Thema Online Spezial: Uni-Start Die Humboldt-Universität ist sich dessen nicht so sicher. Deswegen richtet sie sich auf alle Eventualitäten ein. Sie hält die Entscheidung für den Studenten, ob er den Magister oder den Bachelor erwirbt, möglichst lange offen. Das funktioniert nur, wenn alle Studiengänge durchlässig und aufeinander bezogen sind. Das hat Folgen. Magister- und Diplomstudiengänge müssen ähnlich organisiert werden wie Bachelor und Master. Diese Neuorganisation der Fächer und Studieninhalte wird alles auf den Kopf stellen, was bisher angeboten worden ist. Jedenfalls sieht das der Vizepräsident für Lehre und Studium, Heinz-Elmar Tenorth so. Er appellierte an seine Kollegen im Akademischen Senat, gar nicht erst den Versuch zu unternehmen, die traditionellen Magister- und Diplomstudiengänge nur hier und dort etwas zu verändern.

Vielmehr müssen die künftigen Studieneinheiten, die Module, auch in die herkömmlichen Magister- und Diplomstudiengänge eingeführt und so definiert werden, dass sie die Durchlässigkeit für die Bachelor- und Masterstudenten garantieren. Vizepräsident Heinz-Elmar Tenorth verlangt: "Wir müssen morgen in allen Fächern mit der Modularisierung beginnen, sonst schaffen wir keine Verknüpfung an der Universität mit den anderen Fächern."

Module heißt das Zauberwort: Sie schließen mit Prüfungen ab und werden mit Punkten bewertet, damit die erbrachten Leistungen nicht nur innerhalb der Universität anerkannt werden, sondern auch an anderen Universitäten im In- und Ausland. Wie sieht das konkret aus?

Das Studium ist so organisiert, dass der Bachelorstudent wie der Magisterstudent, der zwei Fächer studiert, bis zum Abschluss des fünften Semesters 60 Studienpunkte gesammelt hat. Da auch die Bachelorstudiengänge zwei oder drei wissenschaftliche Fächer umfassen sollen statt nur ein Fach, ist das möglich. Im Kernfach wird die Bachelorarbeit angefertigt. Bis zum Ende des fünften Semesters ist der Wechsel unproblematisch. Danach trennen sich die Wege und die Zahl der benötigten Punkte: Der Magister braucht 90 Punkte zum Abschluss, der Master 120 Punkte. Auch beim Vergleich Diplom- oder Bachelorstudiengang ist die zu erreichende Punktezahl bis zum Ende des fünften Semesters die gleiche: 60 Studienpunkte werden verlangt und ermöglichen die Durchlässigkeit von einem Studiengang zum anderen. Am Ende jedoch werden 120 Studienpunkte sowohl vom Diplomand als auch vom Master bis zum Examen verlangt.

Die neue Studienorganisation soll auch nicht vor den so unflexiblen Lehramtsstudiengängen Halt machen, kündigte Vizepräsident Heinz-Elmar Tenorth an. Bachelor und Master werden auch für das Lehramt zum neuen Studienmuster. Die Unileitung hofft auf Andeutungen aus der Schulverwaltung, wonach acht Jahre lang mit den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen in Berlin experimentiert werden darf. Die traditionellen Staatsexamensstudiengänge würden in dieser Zeit auslaufen oder ausgesetzt. Die Examina Bachelor und Master würden dann der Verantwortung der Hochschulen entzogen. Das Staatsexamen, das den Zugang zum Lehrerberuf endgültig ebnet, bliebe auf die zweite Staatsprüfung nach dem Referendariat begrenzt. Nach den Wahlen am 21. Oktober wird sich zeigen, was von diesen Plänen in der Schulverwaltung in der neuen Legislaturperiode Bestand hat.

Als Grundsatz gilt, beim Bachelor und Master die Studiengänge anschlussfähig zu machen. Was heißt anschlussfähig? Die Idee ist, dass der Bachelor nach sechs Semestern den ersten Hochschulabschluss bietet. Ob in demselben Fach anschließend ein Student den Master nach vier weiteren Semestern ablegen kann, hängt von seinen Leistungen ab. Den Studentenvertreter schmeckt die Leistungshürde gar nicht. Ihrem Antrag, keine Leistungshürden einzuführen, folgte der Akademische Senat nicht. Denn Studiengänge können nicht nach Belieben von jeder Hochschule eingeführt werden. Sie bedürfen der Genehmigung: durch das Land und vor allem durch die Akkreditierungsagentur. Elmar Tenorth: "Wir bekämen keinen Studiengang akkreditiert, wenn es keine besondere Zulassung zum Masterstudiengang geben würde."

Denn die Grundidee der Bachelor- und Masterreform ist es, für die Massen den Bachelor anzubieten, für die Besten jedoch unter wesentlich günstigeren Bedingungen einen an der Forschung orientierten Master. Das geht nicht ohne Selektion. Eine weitere Bedingung ist: Die Humboldt-Universität will mit dem Bachelor keine Studiengänge einrichten, die nur dem Fachhochschulniveau entsprechen. Auf die Berufspraxis muss der Bachelor in jedem Fall vorbereiten. Da gibt es keine Unterschiede zu den Fachhochschulen. Nun wird der Bachelor an der Humboldt-Universität auch noch auf die Forschung ausgerichtet.

Uwe Schlicht

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