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Thema

Antisemitismus

Mit Rufen wie „Nie wieder Deutschland“ und „Hier wohnt der Mob“ haben rund 150 Personen gestern Nachmittag in der Spandauer Altstadt demonstriert. „Solidarität mit Israel“ stand auf einem Transparent.

Betrifft: „Die lästige Vergangenheit“ im Tagesspiegel vom 26. Juli 2002 Mit einigem Erstaunen nehme ich die Behauptung von Ahlheim und Heger zur Kenntnis, dass ich seit Jahren in Hörsälen und Seminaren von antisemitisch eingestellten Studenten umgeben bin, ohne etwas davon bemerkt zu haben.

Von Christian Böhme Um deutliche Worte ist Norbert Blüm selten verlegen. Anfang April hatte der langjährige Arbeitsminister erstmals die Politik der Israelis indirekt mit der der Nazis verglichen.

Die FDP hat versucht, den Streit um den Antisemitismus beizulegen. Dazu hat Guido Westerwelle mit Verve Selbstverständlichkeiten vorgetragen, damit könnte es auch gut sein.

Alle Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus wenden sich gegen Antisemitismus – aber nicht gemeinsam. Erst am Abend konnten sich die Fraktionen im Abgeordnetenhaus auf eine Formulierung einigen, die SPD, PDS, Grüne und CDU zu tragen bereit waren.

Der Stand der Dinge: Unter diesem Titel berichten renommierte Geistes- und Sozialwissenschaftler über den Forschungsstand ihrer Disziplin. Antisemitismus ist in jüngster Zeit wieder Thema der politischen Debatten in Deutschland, unter anderem bei den Fragen: Wann ist Kritik an Israels Politik berechtigt, wann schlägt sie ins Antisemitische um?

Möllemann sagte, es dürfe nicht zugelassen werden, dass Kritik etwa an der Zerstörung der palästinensischen Infrastruktur oder an der Weigerung, die UN die Vorgänge im Flüchtlingslager Dschenin untersuchen zu lassen, „in die Ecke des Antisemitismus“ geschoben werde. Auf die Frage, ob die von ihm geleitete NRW-FDP den Ex-grünen Landtagsabgeordneten Jamal Karsli in die Partei aufnimmt, ging Möllemann nicht weiter ein.

Einen zunehmenden Antisemitimus beklagt der Leiter des Jüdischen Lehrhauses der Lauder-Foundation, Chaim Rozwaski. In einem Brief an die Berliner Öffentlichkeit schildert Rozwaski, dass er selbst in der letzten Aprilwoche auf der Straße zwei Mal „von Rowdies angepöbelt und als Jude und auf Arabisch beschimpft“ worden sei.

Bei mehreren Demonstrationen in Frankreichs Großstädten haben am Sonntag Zehntausende Solidarität mit dem israelischen Volk und Unterstützung für die Politik von Israels Ministerpräsident Ariel Scharon gefordert. In Paris versammelten sich rund 70 000 Menschen auf dem Place de la Republique und marschierten in Richtung Bastille.

Eine Abkehr vom Rechtsextremismus und Antisemitismus hat der Potsdamer Jugendforscher Professor Dietmar Sturzbecher von der Universität Potsdam bei Brandenburgs Schülern festgestellt. Das verbreitete Klischee, dass es mit dem Rechtsextremismus unter Jugendlichen immer schlimmer werde, stimme nicht, sagte Sturzbecher bei der Vorstellung einer neuen Untersuchung zu den Einstellungen brandenburgischer Schüler.

In der Forschung ist es heute üblich, auf die Kontinuitäten des Phänomens Antisemitismus hinzuweisen. Auf mentalitätsgeschichtlicher Ebene lässt sich zwischen der traditionellen Judenfeindschaft der Antike und des Mittelalters und dem modernen Antisemitismus "eine klare Trennungslinie nicht ziehen", meinte etwa Helmut Berding in seinem Buch über den modernen Antisemitismus in Deutschland.

Der Anwalt der israelischen Hilfsorganisation "Keren Hayesod" hat Strafanzeige gegen den Inhaber eines Münchner Nachtlokals angekündigt. Der Gastwirt soll Noa Ben Artzi-Pelossof, der Enkelin des ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin, den Zutritt zu einer Benefizveranstaltung in seinem Gasthaus verwehrt haben.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, hat einen deutlichen Anstieg des Antisemitismus in Deutschland festgestellt. In einer Bilanz des ersten Jahres seiner Amtszeit sagte Spiegel dem Bonner "General-Anzeiger", der Antisemitismus stelle sich in den vergangenen Monaten in einer kaum vorstellbaren "enthemmten Art und Weise dar".

Politisch oder religiös motivierter Extremismus macht sich auch in den Berliner Schulen bemerkbar. Wie der Tagesspiegel kürzlich berichtet hatte, griff in einer Schule in Tiergarten Anfang November ein 17-Jähriger palästinensischer Herkunft einen Lehrer an.

Das Geständnis der Täter von Düsseldorf hat der Angst vor einer unheimlichen Allianz neue Nahrung gegeben: Es müsse mit einer Bündelung rechtsradikaler und fanatischer nahöstlicher Kräfte gerechnet werden, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, nach der Aufklärung des Brandanschlags auf die Düsseldorfer Synagoge. Die Tatsache, dass der Anschlag vor gut neun Wochen eben nicht von deutschen Rechtsextremisten, sondern von zwei arabischstämmigen Männern begangen wurde, zeige, dass es in Deutschland "zu einer Zusammenarbeit zwischen deutschen Rechtsradikalen und arabischen Terroristen kommen könnte", befürchtet auch Spiegels Stellvertreter Michel Friedman.

Von
  • Frank Jansen
  • Lars von Törne

Radikale Islamisten und Rechtsextreme - auch im Internet lassen sich Anhaltspunkte für eine Zusammenarbeit finden. So gab es auf der Homepage des Radio Islam ( www.

Cem Özdemir warnt vor voreiligen Schlüssen. Womöglich würde es die Aufklärung des Düsseldorfer Anschlags nahe legen, jetzt organisierte Verbindungen zwischen radikalen arabischstämmigen Extremisten und deutschen Rechtsextremisten zu vermuten.

Von Matthias Meisner

Fans neigen manchmal dazu, unbedachte Dinge zu tun, wenn sie glauben, ihrem Idol dadurch nützen zu können. Ulrich Roloff-Momin, von 1991 bis 1996 Kultursenator in Berlin, ist ein uneingeschränkter Verehrer Daniel Barenboims.

Von Frederik Hanssen

Ein Brief an Daniel Barenboim, den der ehemalige Kultursenator Ulrich Roloff-Momin in einer milden Vollmondnacht verfasst und dann den "Berliner Seiten" der "FAZ" zum Abdruck zur Verfügung gestellt hat, sorgte gestern für neuen Wirbel in der Diskussion um die geplante Fusion von Staatsoper und Deutscher Oper. In diesem Brief wirft Roloff-Momin ungenannten Berliner Politikern in Sachen Barenboim "fahrlässigen Antisemitismus" vor.

Im Bundestag haben Redner aller Fraktionen Antisemitismus verurteilt und die Bedeutung jüdischen Lebens in Deutschland unterstrichen. In einer rund einstündigen Debatte wurde am Donnerstag übereinstimmend betont, dass Anschläge gegen Synagogen und andere jüdische Einrichtungen gegen die gesamte Gesellschaft gerichtet seien.

Nach den weiterhin ungeklärten Steinwürfen auf die Synagoge in Kreuzberg streiten die Parteien über den Schutz der jüdischen Einrichtungen in der Stadt. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) sprach sich für eine permanente Videoüberwachung jüdischer Einrichtungen aus.

Zu einer Protestkundgebung gegen die "antisemitische Normalität" in Deutschland hat für Sonntag (14.00 Uhr) ein "Bündnis gegen die deutschen Zustände" aufgerufen.

Richter: Antisemitismus beim Länderspiel in Polen kann hier nicht bestraft werdenVON MARKUS HESSELMANN BERLIN.Im Prozeß um die Ausschreitungen beim Fußball-Länderspiel Polen - Deutschland wurden die beiden Angeklagten gestern freigesprochen.

Von Markus Hesselmann
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