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Robert „Madyar“ Brovdi ist Kommandeur der Unmanned Systems Forces der Ukraine.

© Getty/Global Images Ukraine

Ukraine-Invasion, Tag 1383: Moskau erlässt Haftbefehl gegen Kiews Drohnen-Chef

Selenskyj trifft Merz, Macron und Starmer in London, Meinungsverschiedenheiten über US-Friedensplan bleiben bestehen, Merz äußert sich skeptisch dazu. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Russlands Ermittlungskomitee hat einen internationalen Haftbefehl gegen Robert „Madyar“ Brovdi erlassen, berichtet der „Kyiv Independent“. Brovdi kommandiert die Unmanned Systems Forces der Ukraine – jene Drohnentruppen, die seit Monaten regelmäßig Ziele tief im russischen Hinterland angreifen.

Moskau wirft Brovdi „Terrorismus“ und „Mord“ vor. Der konkrete Vorwurf laut russischem Ermittlungskomitee: Ein Drohnenangriff in der Region Kursk im März soll den Tod einer russischen Kriegsberichterstatterin verursacht haben. Russland verlangt, dass Brovdi wegen der Organisation eines „terroristischen Akts“ zur internationalen Fahndung ausgeschrieben wird.

Brovdis Einheit ist für Schläge auf Russlands strategische Infrastruktur spezialisiert. Diese richten sie gegen besonders wichtige Ölraffinerien, Militärstützpunkte und Energieanlagen.

Im August bestätigte Brovdi öffentlich Angriffe auf die Druzhba-Pipeline, über die Russland Öl nach Europa liefert – unter anderem nach Ungarn, berichtet „The New Voice of Ukraine“. Die Reaktion folgte prompt: Ungarn verhängte ein Einreiseverbot gegen Brovdi, der selbst ungarische Wurzeln hat. Die Attacken auf die Pipeline hatten auch diplomatische Spannungen zwischen Kiew und Budapest verschärft.

Laut dem ukrainischen Nachrichtenportal „Mezha“ reagierte Brovdi auf den Haftbefehl offenbar gelassen. Er teilte die russische Pressemitteilung in sozialen Medien und kommentierte die Anschuldigungen als Teil der russischen Propagandakampagne. Praktische Folgen dürfte der Haftbefehl für Brovdi kaum haben.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Die Bundesregierung hat zurückhaltend auf die neue Sicherheitsstrategie der US-Administration reagiert. An vielen Stellen teile man die Analyse, sagte Regierungssprecher Sebastian Hille am Montag in Berlin. Er begründete dies mit dem „Grundgedanken, dass wir unsere Sicherheit breit denken müssen“. Mehr dazu hier.
  • Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat China aufgefordert, Russland zur Beendigung des Ukraine-Kriegs zu bewegen. Deutschland erwarte, dass das Land seinen starken Einfluss auf Russland nutze, sagte er. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu einem Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dem britischen Premierminister Keir Starmer und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in London eingetroffen. Starmer begrüßte Selenskyj am Montag am Regierungssitz in der Downing Street. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Merz ist skeptisch gegenüber einzelnen Details aus den US-Vorschlägen für einen Friedensschluss in der Ukraine. Das sagte der CDU-Politiker bei dem Treffen der sogenannten E3-Staaten und Selenskyj in London. Über diese Details müsse man sprechen, sagte Merz. „Darum sind wir hier.“ Er sei gespannt, was Selenskyj über die von den USA vermittelten Gespräche berichten könne. Die kommenden Tage können „eine entscheidende Zeit für uns alle“ werden, sagte der Kanzler.
  • Selenskyj erklärte in einem Interview mit Bloomberg, dass zwischen den USA, der Ukraine und Russland weiterhin Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Gebiete bestehen, die im Rahmen des Friedensplans diskutiert werden.
  • Selenskyj reist am Montag nach Brüssel, um dort die Spitzen von Nato und EU zu treffen. Nato-Generalsekretär Mark Rutte werde Selenskyj, EU-Ratspräsident António Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in seiner Residenz in der belgischen Hauptstadt empfangen, teilte die Nato am Vormittag mit. 
  • Angesichts gestiegener Bedrohungen durch hybride Angriffe – vor allem aus Russland  wirbt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) um mehr Befugnisse und eine Verbesserung des Austauschs mit anderen Sicherheitsbehörden sowie der Bundeswehr. 
  • Sieben EU-Staaten dringen auf eine rasche Umsetzung des Vorschlags, mit eingefrorenen russischen Vermögen ein Darlehen für die Ukraine zu finanzieren. 
  • Bei neuen russischen Drohnenangriffen sind in der Ukraine mindestens ein Mann getötet und zwölf weitere Menschen verletzt worden. Im Gebiet Dnipropetrowsk sei der 51-Jährige an seinen Verletzungen gestorben, teilten die Behörden mit. Fünf Menschen seien verletzt worden, darunter ein 13 Jahre altes Mädchen und ein 14-jähriger Junge. 
  • US-Präsident Donald Trump hat dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj vorgeworfen, sich nicht mit dem Ukraine-Plan der USA vertraut gemacht zu haben. „Ich muss sagen, dass ich ein wenig enttäuscht bin, dass Präsident Selenskyj den Vorschlag noch nicht gelesen hat“, sagte Trump am Sonntag am Rande einer Gala im Kennedy Center.

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