zum Hauptinhalt
Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Joe Biden.

© dpa/AP/Evan Vucci

Ukraine-Invasion, Tag 966: Warum die USA der Ukraine anders helfen als Israel

Selenskyj legt 5-Punkte-Plan vor. Nordkorea hat offenbar bereits 10.000 Soldaten nach Russland geschickt. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Stand:

Die USA haben in diesen Tagen ein hochmodernes Luftabwehrsystem aufgebaut und Dutzende Soldaten stationiert, um Israel vor iranischen Raketen zu schützen. Doch für die Ukraine gibt es keine vergleichbare Hilfe, obwohl sie täglich mit russischen Drohnen-, Raketen- und Bombenangriffen konfrontiert ist. Warum das so ist, und wie der Frust darüber in der Ukraine wächst, darüber berichtet „Politico“. Quelle hier

Schon seit Monaten fordern Selenskyj und andere ukrainische Politiker weitere Hilfe und Zusagen von den USA. Warum sich aber in dieser Hinsicht wenig tut, das erklärt ein hochrangiger Mitarbeiter des US-Senats gegenüber „Politico“ so: „Die harte Antwort, die die Ukrainer vielleicht nicht gerne hören, die aber leider wahr ist, lautet, dass wir das Risiko eingehen können, iranische Raketen über Israel abzuschießen, ohne einen direkten Krieg mit Teheran auszulösen, der zu einem Atomkrieg führen könnte. Es ist viel riskanter, das mit Russland zu versuchen.“ Denn während der Iran bislang noch keine eigene Atombombe besitzt, ist Russland eine große Atommacht.

Kiew wünscht sich zudem, dass die Nato-Staaten Polen und Rumänien russische Drohnen über der Westukraine abschießen. Doch auch die beiden Nachbarn zögern, solange sich die USA nicht klar dazu positionieren, heißt es. „Die USA könnten noch mehr tun, um die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland zu unterstützen“, sagte Shelby Magid, stellvertretende Direktorin des Atlantic Council, einer Denkfabrik mit Sitz in Washington, gegenüber „Politico“.

Doch auch organisatorisch wäre der Aufwand in der Ukraine größer als in Israel. So ist die Ukraine zum Beispiel weitaus größer. „Die Nato-Mitglieder, die sich an der Luftverteidigung der Ukraine beteiligen, müssten einen viel größeren Beitrag leisten, und zwar über ein größeres Gebiet hinweg. Damit steigt das Risiko, ‚in den Krieg einzutreten‘, um ungewisse Gewinne zu erzielen“, sagte Matthew Savill, Direktor für Militärwissenschaften am Royal United Services Institute in London. „Die Kosten wären auch höher, da die Häufigkeit russischer Angriffe weitaus größer ist als die bedeutenden, aber reaktiven iranischen Versuche, Israel direkt anzugreifen.“

Darüber hinaus könnten die Nato-Staaten gezwungen sein, ihre Kampfjets über der Ukraine einzusetzen, was zu direkten Zusammenstößen mit Russland führen könnte – genau das, was das Weiße Haus zu vermeiden versucht. „Es herrscht eine fast lähmende Angst davor, russische Waffen direkt anzugreifen“, so Atlantic-Council-Direktorin Magid. 

  • Nach wochenlanger Diskussion hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an diesem Mittwoch seinen sogenannten „Siegesplan“ im Parlament in Kiew öffentlich vorgestellt. Zuletzt hatte Selenskyj die neue Strategie für eine Beendigung des Krieges den westlichen Partnern bei Besuchen in Washington, London, Paris, Rom und Berlin präsentiert. Mehr hier
  • Nordkorea hat offenbar bereits 10.000 Soldaten nach Russland geschickt, um den Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. Das berichtet „Kyiv Independent“ unter Berufung auf einen anonymen westlichen Diplomaten. Unklar ist demnach, um welche Einheiten es sich handelt und was deren Rolle in den Kämpfen seien könnte. Mehr hier
  • Der Ukrainekrieg ist eine Geduldsprobe. Immer wieder muss Kiew auf Waffen und Munition warten. So war es auch bei den F-16, mit denen sich die Ukraine gegen russische Drohnen und Marschflugkörper verteidigen will, die unter Oberbefehl von Wladimir Putin regelmäßig auch die Zivilbevölkerung terrorisieren. Mehr hier
  • Die USA machen offenkundig Druck auf Kiew, die Altersgrenze zur Mobilmachung von bisher 25 Jahren zu senken. Das berichtete Präsidialberater Serhij Leschtschenko auf Telegram. „US-Politiker beider Parteien bedrängen Präsident Selenskyj mit der Frage, warum die Ukraine nicht die 18- bis 25-Jährigen mobilisiert“, schrieb Leschtschenko. Mehr im Liveblog
  • Der neue Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat zurückhaltend auf den ukrainischen Wunsch nach einer schnellen Einladung zum Beitritt in das westliche Militärbündnis reagiert. Rutte verwies bei einer Pressekonferenz in Brüssel auf die Beschlüsse des jüngsten Nato-Gipfels in Washington. 
  • Der Kreml deutet den sogenannten Siegesplan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als ein Diktat der USA. Dahinter stehe nichts anderes als die amerikanische Absicht, den Krieg weiterzuführen und „bis zum letzten Ukrainer gegen uns zu kämpfen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. 
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich im Bundestag für diplomatische Gespräche unter Beteiligung Russlands zur Beendigung des Ukraine-Kriegs ausgesprochen. In seiner Regierungserklärung vor den Abgeordneten in Berlin zeigte sich Scholz am Mittwoch auch offen für direkte Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
  • Im Osten der Ukraine verstärken die russischen Truppen ihren Druck auf den Ort Kurachiwka im Gebiet Donezk. Der ukrainische Generalstab in Kiew meldete morgens, dass es allein an diesem Frontabschnitt am Dienstag 40 russische Sturmangriffe gegeben habe. 
  • Die Bemühungen der Nato um einen massiven Ausbau der Produktionskapazitäten für Artilleriemunition kommen voran. Nach Angaben aus dem Hauptquartier des Verteidigungsbündnisses in Brüssel ist man auf einem guten Weg, im Bündnisgebiet in diesem Jahr zwei Millionen Geschosse des Kalibers 155 mm zu produzieren.
  • Die ukrainischen Behörden haben die Evakuierung der strategisch wichtigen Stadt Kupjansk und drei weiterer Ortschaften in der nordöstlichen Region Charkiw angeordnet. Gründe seien der Vormarsch russischer Truppen und Schwierigkeiten bei der Versorgung der Bevölkerung im Winter, erkärt der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Syniehubow. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })