
© dpa/Vincent Yu
Graphitbombe verursacht Stromausfälle: So funktioniert Chinas neue Hightech-Waffe
Sie soll Graphitwolken freisetzen und auf einem hektargroßen Gebiet für Blackouts sorgen. China stellt eine neue Waffe vor – dabei setzten auch die USA schon solche Bomben ein.
Stand:
Eine Bombe, die mithilfe einer Graphitwolke für landesweite Blackouts sorgen könnte? Das klingt abenteuerlich – soll nach der jüngsten Darstellung Chinas aber keine Zukunftsmusik sein.
Am Donnerstag veröffentlichte das chinesische Staatsfernsehen „CCTV“ ein animiertes Video, in dem eine neue Generation von sogenannten Graphitbomben vorgestellt wurde. Ausschnitte davon wurden später von Hongkongs Leitmedium „South China Morning Post“ bereitgestellt.
Wie funktioniert Chinas Graphitbombe?
In dem Video ist zu sehen, wie die neuartige Waffe von einem militärischen Geländefahrzeug aus abgefeuert wird. Im Flug werden von der Bombe ausgehend 90 zylinderförmige Submunitionen freigesetzt, die auf ein Umspannwerk niedergehen und nach der Landung vom Boden abprallen.
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In der Luft detoniert die Munition schließlich und setzt dabei zahlreiche feine Kohlenstofffäden frei, die nach Angaben des „CCTV“ im Vorfeld chemisch behandelt wurden.
Den Angaben zufolge sollen die freigesetzten Kampfmittel in der Lage sein, die Hochspannungsinfrastruktur kurzzuschließen. Die Bombe könne demnach einen „Totalausfall der Stromversorgung verursachen“. In dem Video ist zu sehen, wie etliche Blitze das attackierte Umspannwerk durchzucken.
Der Sender berichtet, dass mithilfe der Bombe „eine dichte Wolke winziger Graphitpartikel über dem Zielgebiet freigesetzt“ werden kann. Diese wiederum sorgen im direkten Umfeld für einen Kurzschluss aller Stromleitungen und elektrischen Geräte.
Was kann die Graphitbombe?
Nach Angaben des Staatsfernsehens soll die Graphitbombe auf einer Fläche von mindestens 10.000 Quadratmetern (das entspricht einem Hektar) großflächige Stromausfälle auslösen können. Auf diese Weise ließen sich feindliche militärische Kommando- und Kontrollsysteme stören, heißt es weiter.
Die neue Waffe könne demnach auch ganze Kraftwerke, Umspannwerke oder Transformatoren lahmlegen, was wiederum zu einem großangelegten Blackout und Stromausfällen in der ganzen Region führen könnte.
Umgangssprachlich wird die neue Waffe Chinas daher auch als „Blackout-Bombe“ bezeichnet. Mithilfe der Graphitbombe könnten letztlich nicht nur militärische Einrichtungen, sondern auch Ziele der zivilen Infrastruktur ausgeschaltet werden.
Die Bombe wird in Militärkreisen als „nichttödliche Waffe“ eingestuft und zählt damit zu den vergleichsweise humanen Kriegswaffen – auch als „Soft Bombs“ bezeichnet.
Dennoch können die Schäden verheerend sein – beispielsweise, wenn durch den Einsatz plötzlich ganze Krankenhäuser oder systemrelevante Branchen wie Telekommunikation, Medien oder Transportwesen ohne Stromversorgung auskommen müssen.
Ist Chinas Graphitbombe wirklich so neu?
Bislang sind zwei Fälle bekannt, in denen Graphitbomben eingesetzt wurden. Im zweiten Golfkrieg (1990/91) nutzte das US-Militär im Irak eine Graphitbombe mit Submunition des Typs „BLU-114/B“, um zwei große Stromversorgungsanlagen auszuschalten.
Die Folge waren landesweite, etwa einen Monat lang andauernde Blackouts, bei denen etwa 85 Prozent der irakischen Stromversorgung lahmgelegt wurden. Die mit einem Mini-Fallschirm versehenen Streubomben hatten damals etwa die Größe einer Getränkedose.
Wenige Jahre später setzte die Nato im Kosovokrieg gegen Serbien und Montenegro eine Graphitbombe mit der gleichen Streumunition ein. Allerdings war die jugoslawische Armee seinerzeit imstande, die Schäden innerhalb von nur wenigen Tagen zu beheben, sodass die Nato-Einheiten fortan wieder auf den konventionellen Beschuss setzten und Kraftwerke mit normalen Raketen beschossen.
Im Jahr 2017 schließlich erklärte Südkorea, dass der Staat eine eigene Graphitbombe entwickelt habe und bereit sei, diese im Falle eines Krieges gegen Nordkorea einzusetzen.
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