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Koryphäen der Erinnerungsforschung. Das Ehepaar Aleida und Jan Assmann.

© dpa/Corinna Assmann

Auszeichnung des Deutschen Buchhandels: Aleida und Jan Assmann erhalten Friedenspreis

Die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann haben die Debatte über Erinnerung und Identität maßgeblich geprägt. Dafür erhalten sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht 2018 an die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann. Dies gab der Börsenverein - die Dachorganisation der Buchbranche - am Dienstag bekannt. Das Ehepaar habe ein zweistimmiges Werk geschaffen, „das für die zeitgenössischen Debatten und im Besonderen für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt von großer Bedeutung ist“, begründete der Stiftungsrat seine Vergabe. Die renommierte Auszeichnung wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober in der Paulskirche verliehen.

Das vielfach wissenschaftlich ausgezeichnete Ehepaar Assmann hat fünf Kinder und lebt in Konstanz. Die Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann (71) machte sich mit Studien zur Erinnerungskultur einen Namen. „Angesichts einer wachsenden politischen Instrumentalisierung der jüngeren deutschen Geschichte leistet sie in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation“, stellt der Stiftungsrat fest. „Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist.“

Angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte plädiert Aleida Assmann in ihrem jüngsten Buch „Menschenrechte und Menschenpflichten“ (2017) für einen neuen Gesellschaftsvertrag. Darin müssten die Menschenrechte, Werte wie Empathie und Solidarität sowie ein Kanon von Regeln für ein faires und respektvolles Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten maßgeblich sein.

Unverzichtbarer Beitrag zu Frieden und Verständigung

Der Ägyptologe Jan Assmann (79) hat mit seinem umfangreichen wissenschaftlichen Werk internationale Debatten zu kulturellen und religiösen Grundfragen unserer Zeit angestoßen. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch habe er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft geleistet, heißt es in der Begründung weiter.

Jan Assmann ist vor allem mit seinen Thesen zum Monotheismus bekannt geworden, dessen Anfänge er in dem Auszug der Israeliten aus Ägypten sieht. In dem 2016 erschienenen Buch „Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung“ schlägt Jan Assmann einen Bogen zur aktuellen Diskussion und problematisiert das Gewaltpotenzial monotheistisch geprägter Gesellschaften.

Der Friedenspreis ist seit 1950 einer der bedeutendsten Kulturauszeichnungen des Landes

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu den bedeutendsten Kulturauszeichnungen des Landes. Mit dem Preis werden seit 1950 Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland geehrt. Darunter sind die Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, Mario Vargas Llosa oder Orhan Pamuk gewesen. Im vergangenen Jahr erhielt die kanadische Autorin Margaret Atwood die Auszeichnung.

Der mit 25 000 Euro verbundene Preis geht dem Statut zufolge an Persönlichkeiten, „die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen“ haben. Über die Vergabe entscheidet alljährlich ein Stiftungsrat. (dpa)

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