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Algiers aus Atlanta

© Promo

Algiers im About Blank: Kraftrock aus Atlanta

Das Trio Algiers aus Atlanta klingt nach Aufruhr, Rache, Verzweifelung. Vor allem der Sänger Franklin James Fisher überzeugt mit seiner Stimme.

Wo zum Teufel geht man hin, wenn man die Höllenhitze nicht mehr aushält? Am besten in den Garten des Elektro-Clubs About Blank, wo die Gospel-Rocker Algiers eine Musik entfesseln, die mit wimmernder Spiritualität an der Seele nagt, bis einem eisige Schauer über den Rücken laufen. Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums vor zwei Monaten wird das ursprünglich aus Atlanta stammende und mittlerweile in London und New York beheimatete Trio als das nächste große Ding gehandelt.

„Als hätte jemand ein Traktat von Karl Marx in die Sonntagsmesse geschmuggelt, während vor der Tür die Welt untergeht“, urteilt die Zeitschrift „Spex“. Algiers verbinden die traditionelle Gospel-Knarzigkeit des amerikanischen Südens mit düsterem Industrial-Kram. Obwohl bei der Live-Umsetzung einige Soundeinfälle und kritische Untertöne der Bühnentechnik zum Opfer fallen, überzeugt das Konzert von Anfang an mit der gleichen archaischen Kraft wie das Album. Im Mittelpunkt steht Sänger Franklin James Fisher, dessen explosives Soul-Organ wie eine zerfetzte Fahne im Wind flattert, unterstützt wird er von Gitarrist Lee Tesche und Bassist Ryan Mahan plus einem Live-Schlagzeuger. Mit kreischender Kaputt-Gitarre, theatralischen Klagen und metallischen Hieben, die die Sounds der Hämmer und Äxte aus alten „Chaingang“-Worksongs imitieren.

Ein Pop-Ausbruch, der wirbelt und scheuert, von einer emotionalen Glut durchtost, die man im zeitgenössischen Rock lange suchen muss. Das wütende Stampfen lässt die kleine Freilichtbühne bedrohlich schwanken. Irgendwann fällt eine Flasche Bier vom wackelnden Bassverstärker. Alles klingt nach Aufruhr, Rache, Verzweiflung. Der Höhepunkt des 45-minütigen Auftritts ist das vorletzte Stück „Blood“, bei dem Fisher endgültig zum Seelenbrecher wird, der sich den Schmerz aus dem Leib brüllt wie ein Prediger, dem die Kirche abgebrannt ist.

Wer so schreit, kann nur recht haben. Dass er die Algiers mit zwei Agnostikern betreibt, schiebt er übrigens auf die schlechten Lieder, die in den weißen Gemeinden gesungen werden.

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