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Silvia Beltrami als Tigrana.

© Bertelsmann/Thomas Ecke

Puccinis Oper „Edgar“ im Konzerthaus: Aller Laster Ende

Nach 130 Jahren erstmals in Berlin zu hören: Bei Puccinis Oper „Edgar“ im Konzerthaus haben die Mitwirkenden sichtlich Spaß am Projekt.

Eine emanzipierte Frau, die einen jungen Mann verführt, der fühlt sich zwischen ihr und seiner frommen Jugendliebe hin- und hergerissen und zum Finale endet alles mit Mord und Totschlag – was wie ein Schnelldurchlauf durch Georges Bizets Oper „Carmen“ klingt, ist tatsächlich (auch) die Handlung von „Edgar“, der zweiten Oper des italienischen Komponisten Giacomo Puccini.

Da hören die Ähnlichkeiten aber auch schon auf. Während Bizets Werk nach dessen Tod zum Hit wurde, verschwand Puccinis Oper in der Versenkung. Genau diese Eigenschaft ist es, die die Berliner Operngruppe und ihren musikalischen Leiter Felix Krieger dazu bewogen hat, das Stück am Montagabend auf die Bühne des Konzerthauses zu bringen. Dies ist nämlich die Spezialität des 2010 gegründeten Ensembles: hierzulande weitgehend unbekannte italienische Opern wiederentdecken und -beleben. Puccinis „Edgar“ wird so zum ersten Mal überhaupt in Berlin aufgeführt – und das 130 Jahre nach der Uraufführung.

Die szenische Inszenierung überzeugt nicht wie der Rest

Gleich zu Beginn fällt vor allem auf, wie viel Spaß die Mitwirkenden an diesem Projekt haben. Sowohl im Orchester als auch im Chor spielen und singen neben Musikstudierenden und Profis auch Amateure mit, den oft jungen Musikerinnen und Musikern ist die Freude am gemeinsamen Musizieren ins Gesicht geschrieben.

Abgesehen von der Leidenschaft ist das aber auch musikalisch richtig gut. Vor allem das Requiem zu Beginn des dritten Satzes gelingt Krieger und seinem Ensemble wunderbar majestätisch. Der Chor überzeugt vor allem in seiner Rolle als aufgebrachte Dorfbevölkerung, harmoniert aber auch sonst sehr gut mit dem Orchester.

Schade nur, dass das eigentliche Geschehen auf der Bühne, die semiszenische Inszenierung der Oper, nicht so überzeugt wie der Rest. Das fängt schon bei den Kostümen an: Die ohnehin schon recht eindimensionalen weiblichen Charaktere, die fromme Fidelia (Elena Rossi) und die wilde Tigrana (Silvia Beltrami), tragen weißes Kleid mit Strohhut beziehungsweise blutrotes Kleid mit Pelzkragen. Damit auch ganz klar ist, wer hier die Gute und wer die Böse ist. Insgesamt ist die Inszenierung zu überspitzt, und trotz teils sehr guter sanglicher Leistungen besitzen die Solisten nicht das schauspielerische Potenzial, um dem wiederbelebten „Edgar“ entschieden ihren Stempel aufzudrücken.

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Elias Pietsch

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