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Kultur: Alles Neue ist ein Genuss

Cellist & Intendant: zum Tod von Siegfried Palm

„Bei der Beschäftigung mit Neuer Musik ist es immer mein größtes Ziel gewesen, Menschen dazu zu bringen, mir zuzuhören, rauszugehen und zu sagen: Mensch, das war ja gar nicht so schlimm, das ist ja richtig spannend.“ Siegfried Palm hat bis zuletzt als Interpret wie als Lehrer für zeitgenössische Werke gekämpft. Die Cellosonate von Bernd Alois Zimmermann, zunächst als unspielbar eingestuft, führte er über 200 Mal auf, Blacher und Kagel, Penderecki, Ligeti, Feldman – alle schrieben sie Stücke für den Ausnahme-Interpreten. Mit Giuseppe Sinopoli, dessen Cellokonzert Palm 1978 in Donaueschingen aus der Taufe hob, gelang ihm der größte Triumph seiner Intendantenzeit an der Deutschen Oper: Sinopoli stand 1980 am Pult der legendären Berliner „Macbeth“. Von der Kölner Musikhochschule, wo Palm ab 1962 gewirkt hatte, wurde der Künstler in die Mauerstadt abgeworben. Doch der Quereinsteiger tat sich schwer mit dem neuen Job, schon nach fünf Jahren war Schluss. In Erinnerung bleiben die Uraufführung von Wilhelm Dieter Sieberts „Untergang der Titanic“, ein traumhaft besetzter „Figaro“ (der heute noch im Repertoire ist) – und eben „Macbeth“ mit Sinopoli. Bitter, dass Palms Nachfolger Götz Friedrich den Maestro nicht am Haus halten konnte.

Fast noch Kind, mit 13 Jahren, begann die Karriere des Cellisten Siegfried Palm: als Aushilfe im kriegsbedingt ausgedünnten Orchester seiner Geburtsstadt Wuppertal. Nach dem Krieg arbeitete er sich über Solo-Positionen in Lübeck und Hamburg zum WDR-Orchester in Köln hoch, entschied sich 1968 für die Solistenkarriere und reiste unablässig durch die Welt, immer 1. Klasse, immer mit zu viel Gepäck, wie seine Freunde berichten. Siegfried Palm war ein neugieriger Geist – und ein sinnenfroher. Als Fan der feinen Küche schrieb er zeitweise sogar Kolumnen für den „Feinschmecker“. „Er aß, wie er Cello spielte: konzentriert, leidenschaftlich, mit hohem Genuss“, berichtet Ludwig Harig in „Capriccio für Siegfried Palm“, dem kürzlich im Con Brio Verlag erschienenen Porträt von Michael Schmidt. Am Montag ist der 78-jährige Palm nach langer Krankheit in Frechen bei Köln gestorben.

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