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Kultur: Alte Heuler

Rockabilly-Spaß: Head Cat im Berliner Huxley’s

Head Cat sind so etwas wie die Retter des Heijupei-Entertainments in der Rockmusik. Mit seiner Gratwanderung zwischen Jux und Blut erinnert uns das Freizeit- Billy-Projekt von Motörheads unverwüstlichem Frontmann Lemmy Kilmister, Stray-Cats-Drummer Slim Jim Phantom und Gitarrist Danny B. Harvey an eine Zeit, in der in jedem verschwitzten Bumslokal mehr los war als heute im gesamten Stadionrock. Traditionsbewusst bis in die Knochen, aber mit einem Hauch Radikalität versetzt, werden beim Auftritt im ausverkauften Huxley’s alte Heuler aus der Jukebox weggeputzt, die so auch auf der Setlist von Peter Kraus stehen könnten: vom Opener „Good Rockin’ Tonight“ bis „Blues Suede Shoes“ als letzte Zugabe, dazwischen „Shakin’ All Over“ von Johnny Kidd sowie weitere Killerelite-Klassiker von Chuck Berry, Jerry Lee Lewis, Eddie Cochran, Johnny Cash und vieles mehr. Hauptsache es geht ab.

Allen voran natürlich der 65-jährige Lemmy K., der mit malmenden Kiefern in die Basssaiten haut und sich mit seiner geschundenen Kratzstimme in ergreifenden Parodien von Blues-Pathos und Schluckauf-Rockabilly suhlt. Wie schön der Mann doch singen kann, wenn dieses Gegurgel, kaum Sprache geworden, zu einer Schmusepopnummer wie „Fool’s Paradise“ von Buddy Holly zusammenfließt Ehrlich! Zum Brüllen! Man könnte freilich sagen, das sei nicht gerade originell. Aber es wäre doch himmelschreiend unrecht, diesem Steher die Freude zu nehmen, mit seinen Kumpels in 60 Minuten ein Nest abgeschrammter Kneipenhits abzufackeln, dass es einem gleichzeitig blutjung und todalt den Nacken runterläuft. Schließlich macht diese Musik stark und sexy. Volker Lüke

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