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Kultur: Am Text schrauben

Für Stendhal war der Roman ein Spiegel, der eine Landstraße entlang wandert. Selbst mit Wissenschaftsgeschichte kann man – wie Daniel Kehlmann – Romanerfolge feiern.

Für Stendhal war der Roman ein Spiegel, der eine Landstraße entlang wandert. Selbst mit Wissenschaftsgeschichte kann man – wie Daniel Kehlmann – Romanerfolge feiern. Ungewöhnlich scheint da trotzdem die Idee von Christine Lehmann und Bertram Maurer. Die Schriftstellerin und der Mathematiker haben ein seltenes Exemplar des Genres „Ingenieur-Roman“ verfasst. Im Mittelpunkt steht Karl Culmann , ein rheinpfälzischer Eisenbahn- und Brückenbauer, der das Ingenieurwesen im 19. Jahrhundert auf solide theoretische Füße gestellt hat.

Bekannt wurde er nach seiner „technischen Weltreise“ nach England und den USA, von der er eine „Fachwerktheorie“ zur Statik von Holzbrücken mitbrachte. Als Leiter der Zürcher Bauingenieursschule, hat er sein Hauptwerk „Die graphische Statik“ (1866) verfasst. „Zeichnen“, sagt er, „ist die Sprache des Ingenieurs.“ Dass diese Vision Realität werden kann, zeigt etwa der Eiffelturm, zu dessen Konstrukteuren ein Culmann-Schüler gehörte. Was es mit „Karl Culmann und der graphischen Statik“ (Ernst, Wilhelm & Sohn) auf sich hat, erfährt man heute (17 Uhr) im Deutschen Technikmuseum .

Ein Jahr nach Culmanns Tod entdeckte Robert Koch 1882 in Berlin die Tuberkulose-Bakterien. Und Henrietta war dabei. Weil ihre Mutter bei der Geburt stirbt und ihr Vater als Krankenpfleger in der Charité arbeitet, wird die Uniklinik ihr Zuhause. Sie schaut bei Rudolf Virchow durchs Mikroskop, sammelt begeistert Wissen und wird so „Die Gehilfin“ (DuMont). Nur forschen darf sie nicht. Und Martin Kluger verkoppelt diese Emanzipationsgeschichte mit einem Sozialgemälde des Berliner Hinterhoflebens. Von der Qualität kann man sich heute (20 Uhr) in Marga Schoellers Bücherstube überzeugen (Knesebeckstr.33, Charlottenburg).

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