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Kultur: Anschwellende Adern

KABARETT II

Im Wintergarten Varieté geht es festlich zu. Der Herren Anzüge glänzen, überstrahlt allein vom Schmuck der Frauen. Alles lächelt fröhlich, freundlich wird Sekt gereicht. Im Foyer geht es gedrängt zu, doch ohne Gestoße, nur sanft gedrückt wird man, durchgereicht in den Saal, wo die Gläser klirren und die Teller klingeln. Eifrige Damen geleiten zum Platze. Ein bisschen eng ist es, oder einfach nur voll. Man ist gespannt auf die neue Show.

Dann spielt die Band auf, das Capriccio beginnt. Mit einer Akrobatennummer, dem ukrainischen Duo Valery. Bevor es richtig losgeht, staunt man schon über die imposante Muskulatur der beiden Männer. Dann werden zwei Bänder von der Decke herabgelassen – „Strapaten“, wie schon vorher informiert wurde – und schon schwingen sich die Akrobaten hinauf, flink und beeindruckend behende. Die Adern schwellen kaum, doch kraftvoll geht es hin und her, hoch und runter, immer im Takt der Musik. In den nächsten zwei Stunden folgen Tanz und Jongleurskunst, Hand-auf-Hand-Akrobatik und Zauberei, alles mit Geschick ausgeführt und geschmeidig aneinander gefügt. Weitere Glanzlichter: Der französische Pantomime Fabien Kachev, ein mimisch-akustisches Phänomen, und die Russin Yelena Larkina. Barfuß, mit luftigem Stoff behängt und lustigem Kopfputz zeigt sie, dass auch ein schöner Hula-Hoop-Reifen entzücken kann, rollt er sich nur um Rundungen, deren elegante Beherrschung nicht nur dem männlichen Teil des Publikums den Atem verschlägt. Schließlich ist die Show vorbei und vielleicht nicht verzaubert, doch allemal beschwingt verlässt man den Saal. Im Foyer wird jetzt Wein gereicht. Und die Nacht lächelt einem entgegen.

Tobias Lehmkuhl

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