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Das Oyoun Ensemble spielte am MIttwoch im Boulez Saal.

© Foto: Peter Adamik

Arabische Musik in Berlin: Einfach grenzenlos

Im Pierre Boulez Saal begeistert Lubana Al Quntar zur Eröffnung der Arab Music Days

Von Tye Maurice Thomas

Der Auftakt der diesjährigen „Arabic Music Days“ am Mittwoch im Pierre Boulez Saal steht im Zeichen zweier großer Stimmen: Amal al-Atrash – bekannt unter dem Bühnennamen Asmahan – und Lubana Al Quntar. Erstere wird mit einer Hommage ehrt: Neben der ungleich berühmteren Umm Kulthum zählt die 1944 jung gestorbene Asmahan zu den grossen Sängerinnen Ägyptens.

Mit Liedern aus Asmahans Repertoire beweist Lubana Al Quntar, dass sie ihrem grossen Vorbild, mit dem sie entfernt verwandt ist, künstlerisch in nichts nachsteht. Mit Asmahan, die in den 1920ern aus Syrien nach Ägypten emigrierte, teilt Lubana Al Quntar darüber hinaus den Verlust der gemeinsamen Heimat: Sie lebt im Exil in den USA.

Existenzielle Dramen von Sehnsucht und Schmerz

Die Stimme von Lubana Al Quntar vereint scheinbar getrennte musikalische Welten. Westlicher Operngesang, den Al Quntar in Damaskus und London studierte, und die traditionelle arabische Gesangskunst „Tarab“ gehen nahtlos ineinander über. So entfaltensich existenzielle Dramen von Sehnsucht, Verlust, Schmerz, aber auch von Erotik und überschäumender Freude.

Die Künstlerin, die den Abend selbst moderiert, nennt die Lieder emotional monologues. Die Texte liegen in Übersetzung aus, aber auch ohne Arabischkenntnisse werden durch Al Quntars Gesangskunst allgemein menschliche Gefühle unmittelbar verständlich. Begleitet wird Lubana Al Quntar von den sieben Musiker:innen des Oyoun Ensemble.

Besonders der Violinist Saeid Kamal und der Ney-Flötist Hany Elbadry sorgen in den Werken Farid al-Atrashs, des Bruders Asmahans, für eine intime, meditative Stimmung. Das Ensemble vereint traditionelle arabische Spieltechniken und Instrumente wie Ney und Kanun mit europäischen.

Den Abschluss des Konzertes bildet Mohamed Al Qasabjis „Ya Tayour“, der vielleicht größte Erfolg Asmahans. Al Quntar zeigt in dieser hochemotionalen und -virtuosen Liebesklage noch einmal ihre ganze Meisterschaft. Von dunkel tremolierenden Klängen des Brustregisters wechselt sie mühelos in glockenhelle, an Mozarts „Königin der Nacht“ erinnernde Koloraturen.

Der Originaltitel des Stückes, „Taghrid al Balabil“ (Gesang der Nachtigall), ist keine Übertreibung! Wurde Asmahans Stimme einst die „Melodie der Ewigkeit“ genannt, ist Lubana Al Quntar ihr auf alle Fälle ebenbürtig: die „Stimme, die keine Grenzen kennt“.

Die Arab Music Days laufen noch bis zum 10. September. Weitere Infos zum Programm unter www.boulezsaal.de

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