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Kultur: Arbeitsmarkt: "Die Zahlen sind seit Jahren gefälscht"

Der 39-jährige Christoph Zschocke ist Chef des Bundesverbandes Junger Unternehmer (BJU) und Gründer des Unternehmens "Ökotech-Mangement". Brauchen Unternehmer eigentlich die Arbeitsämter?

Der 39-jährige Christoph Zschocke ist Chef des Bundesverbandes Junger Unternehmer (BJU) und Gründer des Unternehmens "Ökotech-Mangement".

Brauchen Unternehmer eigentlich die Arbeitsämter?

Wir brauchen vor allem Vermittler, die uns qualifizierte Mitarbeiter zuführen. Mit dem Arbeitsamt haben wir negative Erfahrungen gemacht, deshalb bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir als Unternehmer die Arbeitsämter brauchen. Wenn wir Leute bekommen haben, dann haben die nicht zu uns gepasst, obwohl wir die Profile sehr genau beschrieben hatten. Viele waren auch demotiviert, lustlos, wollten sich nicht in ein festes Arbeitsverhältnis eingliedern lassen.

Dabei sollen doch 500 000 Stellen unbesetzt sein in Deutschland?

Ja, und viele davon sind nicht gemeldet, weil das Vertrauen zwischen Arbeitsamt und Unternehmen stark belastet ist. Deshalb informieren viele Unternehmer aus unserem Verband die Arbeitsämter gar nicht mehr.

Die jüngsten Meldungen über geschönte Vermittlungszahlen werden nicht gerade zu neuem Vertrauen führen.

Das sowieso nicht. Aber wir sind auch gar nicht überrascht, es ist seit Jahren bekannt, dass die Zahlen gefälscht sind. 1998 hat Kohl versucht, die ganzen ABM-Stellen in der Statistik unterzubringen. Wir kennen das schon. Man sollte jetzt nicht nur auf die Arbeitsämter einhauen, es geht doch um strukturelle Probleme.

Zum Beispiel?

Die Politik muss endlich ihre Hausaufgaben machen und die Sozialversicherungssysteme reformieren, die Arbeitsmarktgesetze flexibler machen und deregulieren. Andere Länder machen uns das vor. Es kann ja nicht sein, dass unsere Gesetzeslage der Zeit der frühen Industrialisierung entspricht. Viele Unternehmer haben Angst, neue Leute einzustellen, weil man glaubt, sie nicht mehr los zu bekommen. Hier müssen auch die Gewerkschaften flexibler werden.

Wie kann man die Arbeitsämter denn flexibler machen?

Man müsste die Aufgaben teilen, es müsste so viele private Vermittler wie möglich geben. Dadurch wäre das Arbeitsamt entlastet und könnte sich vielleicht auf die gering Qualifizierten konzentrieren, denn da sind die Jobprofile nicht so kompliziert. Man kann diese Leute schneller in Arbeit bringhen als Hochqualifizierte.

Sie haben gute Erfahrungen mit privaten Vermittlern gemacht?

Teils, teils. Wir arbeiten viel mit Zeitarbeitsfirmen zusammen. Wir können die Leute erst testen, gucken, ob sie sich ins Unternehmen hinein entwickeln, und wir habe diese dann auch übernommen. Diese Leute waren sehr motiviert. Personalberatungen wiederum bieten oft übers Internet Jobbörsen an, dort ist es eher schwierig. Zudem arbeiten Personalberater oft mit einer hohen Vermittlungsgebühr. Dafür haben sie dann auch mehr Zeit und Geld, um den Kontakt direkt mit den Firmen zu suchen.

Was Arbeitsämter nicht machen?

Kaum und nicht so intensiv. Aber sie dürfen das ja auch nicht. Manche private Vermittler können schon Leute abwerben, weil sie wissen, die Firma X geht pleite und die Mitarbeiter werden arbeitslos. Das Arbeitsamt darf erst aktiv werden, wenn die Leute sich arbeitslos gemeldet haben. Sinnvoll wäre also eine effektive Arbeitsteilung.

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