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Art Cologne: Unter dem Vulkan

Das Geschäft läuft wieder: Die 44. Art Cologne präsentiert sich unter der neuen Leitung extrem verjüngt.

Als gäbe es Grund zur Entspannung, begrüßen Schaukelstühle von Bruno Gironcoli die Besucher der Art Cologne. Und wo man in vergangenen Jahren die Vor- und Rückbewegung dieser Stühle als Menetekel für die ins Trudeln geratene Kunstmesse hätte deuten können, sind sie in diesem Jahr ein positives Symbol: Die 44. Art Cologne ist nach dem mutigen Neustart zurück im Geschäft. Wiedergekommen sind nach den Erfahrungen von 2009 wichtige Galerien wie Karsten Greve (Köln/St. Moritz/Paris), nächst St. Stephan (Wien), Konrad Fischer (Düsseldorf/Berlin) und Sprüth Magers (Berlin/London). Letztere heimsten für ihren Förderkünstler Michail Pirgelis sogar den Audi Art Award ein. Den Erfolg ihrer Rückkehr darf sich nicht zuletzt Messedirektor Daniel Hug anrechnen, der 2010 zum zweiten Mal für die Art Cologne verantwortlich ist.

Insgesamt nahmen knapp über 200 Galerien teil, das entspricht in etwa dem Vorjahr. Hug machte keinen Hehl daraus, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer aus Deutschland stammen. „Schließlich“, so rechnete er vor, „kommt auch ein Viertel der wichtigsten zeitgenössischen Künstler aus Deutschland.“ So reisten aus Berlin allein 45 Händler an, gefolgt von den ortsansässigen Kölnern mit 36 Galerien – darunter ganz junge wie Warhus Rittershaus oder Schmidt & Handrup – und 18 Händler aus Düsseldorf.

Befragt nach der Marktlage, diagnostizierte Hug einen buyers market zum Vorteil der Sammler. Den Ausblick lieferte Klaus Gerrit Friese, Vorsitzender des BVDG und prägte die Formel von der „kompliziert-hoffnungsvollen Situation“ des Kunstmarkts. Einen Coup gab Daniel Hug auf Nachfrage preis: „2011 werden Art Cologne und Art Brussels zu verschiedenen Terminen stattfinden.“ Die Einigung mit Brüssel ermöglicht Galerien wieder die Teilnahme an beiden Messen.

Die Aschewolke aus Island hinderte lediglich zwei Galerien an der Präsentation ihrer Künstler: John Connelly (New York) und Loraini Alimantiri Gazonrouge (Athen). Hier übernahmen die deutschen Standpartner den freien Platz. Von Sammlern aus Übersee mussten die Rubells absagen, aber Michael und Susan Hort, die früh angereist waren, besuchten die Messe zur Preview. Galerist Dennis Kimmerich aus New York ließ sich vertreten, und auch Künstler Jeppe Hein saß am Hudson River fest. Es erwies sich als Zufall, dass Wolfgang Gmyrek das Gemälde „Vulkanischer Raum“ des Islandfans Bernd Koberling ausstellte. „Wir hatten das Programm für die Messe s vor vier Wochen geplant“, so der Düsseldorfer Galerist. Schwerpunktmäßig konzentriert sind die etablierten Galerien für Klassische Moderne und Nachkriegskunst in Halle 11.2 und die für Gegenwartskunst in der darüberliegenden Halle 11.3. Signifikant war die Präsenz des Informel, so bei Nothelfer (Berlin) und dem Stand des ZADIK. Günther Ueckers 80. Geburtstag gab Anlass für besondere Präsentationen seiner Werken bei Ikeda (Berlin/New York/Taura) und Schwarzer (Düsseldorf).

Die Preise liegen zwischen 9,5 Millionen Euro für Edvard Munchs „Sitzende junge Frau“ bei Thomas (München) und Beträgen im dreistelligen Bereich wie kleinen Gouachen von Gideon Rubin bei Greve (ab 600 Euro). Von frühzeitigen Verkäufen konnten mehrere Galeristen berichten. Juda aus London verkauften ein Gemälde David Hockneys und Fahnemann (Berlin) fand einen Käufer für Imi Knoebels „Alte Liebe“ (120 000 Euro). Hilger aus Wien freuten sich über den Erfolg des Künstlerduos Asgar/Gabriel, bei Preisen zwischen 5000 bis 38 000 Euro. Rückkehrer Gerd Harry Lybke (Eigen + Art) verkaufte unter anderem ein Bild Neo Rauchs für 600 000 Euro und Linn Lühn (Köln) war erfolgreich mit ihrer Wiederentdeckung Hannes Jähn, dessen Stoffcollage aus den 70er Jahren für 15 000 Euro in eine belgische Sammlung wechselte.

Übersichtlicher als im Vorjahr geriet der Open Space durch eine klare Architektur. 44 Galerien nutzen die Möglichkeit, Einzelpositionen im offenen Format vorzustellen. Hier gibt es wie immer Entdeckungen, so die sensibel fotografierten Paare Paul Knights bei Neon Parc (Melbourne), die absurden Meditationen über Motive moderner Kunst von Stefan Burger bei Scharmann (ab 2600 Euro) oder die spröde Poesie abstrakter Formgebung von Carla Scott Fullerton bei Chert (Berlin). Einen Akzent setzt Jeppe Hein mit seinem von Alexander Calder inspirierten „Circus“. Es fehlt in Köln also weder an Kunst noch an Unterhaltung – und auch nicht an Besuchern.

Bis 25.4., Infos: www.artcologne.de

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