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Kultur: Auf dem Schrottplatz

FILM

Nach Wirbelstürmen, Vulkanausbrüchen, Überflutungen und Kometeneinschlägen gehen Hollywood langsam die Katastrophen aus. Wie ein letzter Genre-Seufzer kommt Jon Amiels The Core mit einem Plot daher, der schon ein Desaster für sich darstellt. Der innere Kern der Erde hat keine Lust mehr, sich weiter um sich selbst zu drehen. Das elektromagnetische Gleichgewicht ist hinüber. Navigationsunfähige Tauben fallen vom Londoner Himmel. Herzschrittmacher-Patienten sinken in Boston tot zu Boden. In drei Monaten Steinzeit, in einem Jahr Weltuntergang, lautet die Prognose. Mit viel Dschingdarassabumm werden die Besten der Besten aus Wissenschaft und Forschung rekrutiert. Die sogenannten Terranauten reisen in einem überdimensionalen Laserdrillbohrer zum Mittelpunkt der Erde. Ein paar gut platzierte Atombomben sollen den Kern zur Wiederaufnahme seiner Rotation bewegen.

Nach dem Startschuss des Raketenwurms verkommt das aberwitzige Unternehmen zum langweiligen Videospiel, das trotz digitalen Diamantenhagels nie echtes Kinoformat erreicht. Regisseur Jon Amiel („Verlockende Falle“) hat sich mit Stanley Tucci, Aaron Eckhart und Hilary Swank einige Stars des US-Independent-Kinos zusammengekauft und verschwendet deren Talent ebenso großzügig wie sein 85-Millionen-Dollar Budget. Die größte Leistung des Ensembles besteht darin, die kryptischen Dialoge aufzusagen, ohne in Gelächter auszubrechen. In zehn Jahren hat der Film vielleicht Chancen, in die Liga der Trash-Kult-Klassiker aufgenommen zu werden. Einstweilen gehört „The Core“ aber auf den Schrottplatz der Filmgeschichte.

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