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Kultur: Auf die Plätze!

Eine

von Christine LemkeMatwey

Schöne Bescherung! Schöne Bescherung? Für die ersten neun Monate des Jahres 2004 hat sich die Auslastung der drei Berliner Opernhäuser im Schnitt auf magere 64 Prozent eingependelt. Das heißt: Jeder dritte Platz blieb leer. Das heißt auch: Sie werden prompt wieder lauter, jene Stimmen, die sagen, was sie schon immer gesagt haben in Sachen Opernreform: 64 Prozent, ha, das ließe sich mit etwas rechnerischem Geschick doch bequem auf zwei Häuser verteilen, ja mit Mumm in den geistigen Knochen – und ein paar Vorstellungen mehr pro Saison – sogar auf eines! Fast schade, dass die Sache so einfach nicht ist.

Die 64 Prozent nämlich errechnen sich aus einer höchst komplexen kulturpolitischen wie ästhetischen Gemengelage. Die Staatsoper ist daran immerhin mit stolzen 76,5 Prozent beteiligt, womit sie ihre eigenen, nicht allzu himmelsstürmerischen Erwartungen (fast) erfüllt – den Berlin-Touristen sei Dank, den Polit-Stars und Promi-Sternchen ebenso. Und dass Unter den Linden etwa mit Martin Kusej immer mal wieder ein Anlauf in Richtung Regietheater unternommen wird, kann gewiss nicht schaden, ein legitimes Etikett. Auch die Komische Oper erreicht mit 55 Prozent ihr selbst gestecktes Soll – was angesichts einschlägiger Skandale (Mozarts „Entführung“) durchaus hoffnungsfroh stimmt. Kurswechsel an Traditionshäusern kosten nun einmal mehr Zeit als ein oder zwei Spielzeiten. Bleibt die Deutsche Oper, die sich knapp 73 Prozent ausgerechnet hatte und nun bei katastrophalen 30 Prozent gelandet ist. Klar, mit Christian Thielemann ist dem Haus die Identifikationsfigur verloren gegangen, und dass Kirsten Harms ihre ersten beiden Spielzeiten als Intendantin damit verbringen muss, gähnende Erblasten von Udo Zimmermann und/oder Ioan Holender zu verwalten, bessert die Laune an der Bismarckstraße auch nicht gerade auf. Hier sind Geduld und Vertrauen gefragt.

Was diese Zahlen für die Politik bedeuten? Die 2,5 Millionen Euro Mindereinnahmen aus den Kartenverkäufen nebst der parallel prognostizierten fehlenden Million aus den künstlerischen Betrieben sollen durch Gelder aus dem Bauetat ausgeglichen werden. Gefordert aber ist der weite Blick. Denn wenn die drei Häuser sich unter ihrem gemeinsamen Dach konzeptionell einmal wirklich gefestigt haben, dann könnte das Berliner Opernleben unverwechselbar spannend werden. Hundertprozentig.

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