zum Hauptinhalt

Kultur: Auf Sprachkurs

Messe-Geschäft: Lernen, ohne etwas zu verstehen

Die Frankfurter Buchmesse liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Babylon und dem United Empire of English speaking Countries. Hin und wieder mischt sich ein schlappmäuliges Hessisch in das phonetische Gewirr. Auch Hochdeutsch wird noch vereinzelt gesprochen. Wer aber Orientierung sucht, gönnt sich am besten einen Besuch in Halle 3. Dort haben die deutschen Wörterbuchverlage, die längst alle zu sprachdidaktischen Multimediaunternehmen geworden sind, ihre Stände errichtet. Klassisch die Anmutung von Pons, wo vom Dictionary für Fertigungstechnik bis zu Apps für Smartphones die größte Bandbreite herrscht. Im frischsten Markenzeichengelb erstrahlt der Palast von Langenscheidt, wo man erkannt hat, dass neben Dingen wie dem „Praxiswörterbuch Gastronomie-Französisch“ auch für Spezialsprachen wie „Frau-Deutsch/Deutsch-Frau“ und „Chef-Deutsch/Deutsch-Chef“ dringend Übersetzungshilfen gefragt sind. Mit solchen Erweiterungen des Kerngeschäfts lässt sich offenbar ebenfalls Geld verdienen.

Gleich gegenüber, fast im selben Gelb, lauert neue Konkurrenz – auch wenn sie sich nur auf Sprachlern-Software erstreckt. International ist Rosetta Stone (www.rosettastone.de) seit über 15 Jahren erfolgreich auf dem Markt. In Deutschland gibt es erst seit April ein eigenes Büro. Die Methode, die die Aneignung von Vokabeln und Grammatik ausschließlich intuitiv in der Fremdsprache stattfinden lässt und die Übersetzung an sich selbst erklärende Fotografien knüpft, ist so wenig ein Königsweg zum Ziel eines flüssigen Sprechens wie jede andere Methode. Man hört und liest einfachste Sätze und spricht sie nach, bis man ihre Lautgestalt nachformen kann. Das Programm kontrolliert die Aussprache. Sprachen der eigenen Sprachfamilie lernt man mit herkömmlich systematischem Pauken wahrscheinlich schneller. Bei Farsi, Vietnamesisch oder Thai wirkt das spielerische Konzept von Rosetta Stone jedoch auf Anhieb überzeugend. Für ein kleines Reisechinesisch (und die Lust auf mehr) reicht schon ein Basiskurs. Nun denn: Ni hao! dotz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false