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Kultur: Aura der Güte

Zum Tod des Schauspielers Erland Josephson.

Ein Gesicht wie eine Landschaft, das hatte er nicht erst im hohen Alter. Erland Josephson, der Johan in Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ (1973), der Großmutterfreund Isak in „Fanny und Alexander“ (1982) – er spielte seine Rollen weniger, als dass er sie verkörperte, mit jeder Falte, jedem Partikel seines Gesichts.

Er war ein ruhiger, bedächtiger Schauspieler, ein Mime mit der Aura der Güte, ein sensibler Stoiker, scheu und mutig zugleich. Sohn eines Buchhändlers und Spross des jüdischen Bürgertums von Stockholm, arbeitete er zunächst im Theater und gab im Kino oft die Intellektuellen, Männer, die an der Welt leiden und eine stille Melancholie ausstrahlen. Dennoch verstand er seine Arbeit als eine Kunst des Instinkts: „Mir macht es Angst, wenn Schauspieler allzu therapeutisch über sich selber denken“, sagte er einmal.

International bekannt wurde er durch die Filme seines Landsmanns und Freundes Bergman, den er schon vom Gymnasium kannte. Für dessen existentialistisches Kino stand er immer wieder vor der Kamera, in „Schreie und Flüstern“, „Von Angesicht zu Angesicht“ und „Herbstsonate“. Ein Europäer, der den Passionen des Kontinents ein Gesicht gab, auch in Tarkowskys Kinovisionen „Nostalghia“ und „Opfer“ oder als Filmmuseumsdirektor in Theo Angelopoulos’ „Blick des Odysseus“. Ein Arbeitstier war er auch: Josephson führte Regie, schrieb Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher, Serien, Romane – und leitete einige Jahre das Königliche Dramatische Theater. Dass er an Parkinson litt, konnte man in Bergmans TV-Film „Sarabande“ von 2003 sehen, jener anrührenden Wiederbegegnung des Paars aus „Szenen einer Ehe“ nach 30 Jahren, einer Reunion auch des Leinwandtraumpaars Liv Ullmann und Erland Josephson. Am Sonnabend ist der schwedische Schauspieler 88-jährig in Stockholm gestorben. chp

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