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Billy Bob Thornton in "Bad Santa".

© dpa

Ausgehen: Tagesbars in Berlin: Champagnerdurst im Kaufhaus

In der harten Winterzeit, wenn es schon nachmittags dunkelt, wird in Berlin ein furchtbarer Mangel der hauptstädtischen Trinkkultur offenbar: gute Tagesbars. Eine Ausweichmöglichkeit gibt es: Kaufhäuser.

Selbst, wer standhaft den ersten Drink nie vor Sonnenuntergang nimmt, muss sich beizeiten überlegen, auf welchem Tresen denn sein Glas um 15.52 Uhr stehen soll. Die hemmungslose Ausdehnung der Nacht enthüllt auf ihrem Höhepunkt einen furchtbaren Mangel der hauptstädtischen Trinkkultur: gut sortierte und liebevoll geführte Tagesbars. Nur einladende Separees sind noch schwerer zu finden.

Manchmal passiert es einfach, und es überfällt einen diese Lust, ein Glas Champagner zu trinken, während man den Rest der Welt in eifriges Arbeiten vertieft wähnt. Kaufhäuser bieten dann eine gute Anlaufstation: Sie haben früh geöffnet und können obendrein mit einem Alibi aushelfen, schließlich wollte man ja nur neue Einlegeblätter für den Filofax kaufen. Eine der preiswertesten Quellen für guten Standardchampagner ist die Bar im Keller von Karstadt am Ku’damm. Die Bedienung ist angenehm – und gegenüber ist eine offene Bistroküche eingezogen.

Für Champagnerdurstige: die Bar Blanc der Galeries Lafayette

Natürlich versucht das KaDeWe, den Status eines Klassikers zu konservieren, auch wenn die Zeiten lange verflossen sind, in denen ein Ulrich Wildgruber an der Theke thronte. Ein stiller König, der zarte Perlen trank, während es furchtbar in ihm stürmte. Nostalgiker lassen die neue Champagner-Bar links liegen und rutschen auf die Bankplätze am Feinkoststand, wo bei optimalen Aussichtverhältnissen noch immer „Illustrierte Gurke“ serviert wird. Dazu einen Randersackerer Ewig Leben bestellen und über den Bedeutungswandel des Kaufhauses sinnieren. Dank der Malls und Mail-Bestellungen müsste es hier eigentlich bald genügend Platz für Separees geben.

Der für Champagnerdurstige derzeit aufregendste Kaufhausort liegt im Feinschmeckerkeller der Galeries Lafayette. Die Bar Blanc öffnet nicht nur Flaschen mit Hochglanzetikett, sie bietet auch eine Auswahl von echten Winzerperlen. Hier leben die feinen Unterscheide, die Entdeckungen, während Markenchampagner immer nur das Eine will: so schmecken wie das erste Glas.

Mehr Ausgehen-Stücke gibt aus www.tagesspiegel.de/kultur

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