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Ausstellung: "Schätze der Liao"

Sie brachten Angst und Schrecken über das Land, galten als Barbaren - und hatten schon vor rund 1000 Jahren eine hoch entwickelte Kultur. Die Fremddynastie der Liao in China wird nun in einer Ausstellung mit spektakulären Exponaten beleuchtet.

Köln - Im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln werden von diesem Samstag an rund 130 Exponate gezeigt, die aus Liao- Gräbern der Inneren Mongolei stammen und zum Teil als Sensationsfunde gelten. Als Europa-Premiere ermöglicht die Ausstellung eine Zeitreise zu der "mysteriösen, untergegangenen Kultur" und belegt, dass es am Hofe der Liao keineswegs barbarisch zugegangen sein kann, betonte Museumsdirektorin Adele Schlombs.

Im 10. Jahrhundert sei dem Reitervolk der Kitan ein kometenhafter Aufstieg gelungen, wie das Museum bei einer Vorpräsentation erklärte. Stammesführer Abaoji setzte 907 seine Sippe als Herrscherclan ein und begründete damit die Liao-Dynastie. Die Liao-Kaiser herrschten mehr als 200 Jahre und regierten auf dem Höhepunkt ihrer Macht über ein riesiges Territorium vom Altai-Gebirge bis zum Japanischen Meer, dem Baikalsee und dem heutigen Peking. Dennoch: "Heute gibt es niemanden mehr, der die Sprache der Liao spricht, und auch die Schriftsprache ist noch nicht ganz entziffert", sagte Schlombs.

Prinzessin-Grab entdeckt

Die Kenntnisse der untergegangenen Dynastie stützen sich vorwiegend auf die chinesische Geschichtsschreibung, die die Liao als Barbaren abstempelte, kritisierte Schlombs. Die Ausstellung, die bisher nur in New York gezeigt worden war und nach Köln (bis 22.4.) nur noch im Züricher Rietberg Museum zu sehen sein wird, will dieses Bild korrigieren. Die faszinierenden, filigranen Kunstobjekte sprechen für sich, legen eine hoch entwickelte Kunstfertigkeit der Liao offen. Die seltenen Objekte stammen vor allem aus Gräbern, die zu den wichtigsten Zeugen der Liao-Kultur gehören.

Wahrhaft majestätisch bestattet wurde 1018 die Prinzessin von Chen, eine Enkelin eines Liao-Kaisers. Als Arbeiter 1986 ein Wasserreservoir anlegen wollten, entdeckten sie ihr Grab, das von Grabräubern verschont blieb. Was für die chinesischen Archäologen eine Sensation war, kann nun in Köln bestaunt werden: Die goldenen Totenmasken mit den Gesichtszügen der 17-Jährigen und ihres Gemahls, ihre teilvergoldeten Stiefel und die Drahtanzüge, in die das Paar gehüllt war. Zu den Luxus-Beigaben gehörten zudem Schmuck aus Bernstein oder Bergkristall, Gefäße aus Gold und Achat oder auch Kosmetikdosen. Ein Döschen enthielt sogar noch Rouge - über die vielen Jahrhunderte allerdings schwarz verfärbt.

(tso/dpa)

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