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AUSSTELLUNG ZUM HÖRENArthur Schnitzler „Affairen und Affekte“: Das Fräulein und der Leutnant

An der Anatomie jener menschlichen Beziehungen, die sich zumindest sprichwörtlich in der Horizontalen abspielen, war der österreichische Arzt und Dichter Arthur Schnitzler keineswegs desinteressiert – weder in seinem Werk noch in seinem Privatleben. „Affairen und Affekte“ haben Evelyne Polt-Heinzl und Gisela Steinlechner folglich ihre Schnitzler-Ausstellung genannt, die nun im Berliner Literaturhaus zu sehen ist.

An der Anatomie jener menschlichen Beziehungen, die sich zumindest sprichwörtlich in der Horizontalen abspielen, war der österreichische Arzt und Dichter Arthur Schnitzler keineswegs desinteressiert – weder in seinem Werk noch in seinem Privatleben. „Affairen und Affekte“ haben Evelyne Polt-Heinzl und Gisela Steinlechner folglich ihre Schnitzler-Ausstellung genannt, die nun im Berliner Literaturhaus zu sehen ist. Dabei geht es den beiden Kuratorinnen nicht darum, den „ganzen Schnitzler“ zu präsentieren; vielmehr beschränken sie sich auf drei seiner wichtigsten Texte: auf den 1896/97 entstandenen „Reigen“, der nacheinander und quer durch die Gesellschaftsschichten zehn Paare zum Liebesakt auf der Bühne versammelt, und auf die beiden Monolognovellen „Leutnant Gustl“ und „Fräulein Else“.

Jedem dieser drei Werke ist ein eigener Raum gewidmet, wobei sich die Ausstellungsarchitektur als wesentlicher Bestandteil des Gesamtkonzepts erweist. Sie baut Fassaden um Schnitzlers Werke, nur um diese mit immer wieder neuen Öffnungen zu durchbrechen und den Besuchern so das Hintergründige der Texte zu vermitteln. All das hat wenig gemein mit jener Vitrinenästhetik, die Autographen, Erstdrucke und Porträts zu einer Werkbiographie eines Dichters versammelt. Es hat aber ebensowenig gemein mit jenem notorisch gewordenen Erlebnisterror, bei dem sich Begreifen auf Anfassenkönnen reduziert. Den Ausstellungsmachern ist vielmehr ein ebenso kluger wie kurzweiliger Mittelweg gelungen, der hinter den Texten immer wieder Aperçus aus der Kultur- und Mentalitätsgeschichte aufblitzen lässt. Thomas Wegmann

Literaturhaus, bis So 28.10., 5 €, erm. 3 €

Thomas Wegmann

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