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© dpa

Ausstellung: Graffiti im Olymp der Kunst

Sie bearbeiten mit Vorliebe die Fassaden heruntergekommener Häuser - Graffiti-Künstler wie Banksy oder Nick Walker. Sie haben geschafft, was viele verzweifelt versuchen: Hollywood-Stars reißen sich um ihre Werke.

Hackney im Osten Londons ist nicht die Gegend, an der Angelina Jolie und Brad Pitt gesteigertes Interesse haben könnten. Sie ist heruntergekommen, und es gibt viele dunkle Ecken. Doch hier treibt sich mit Vorliebe ein Künstler herum, der es dem Hollywood-Paar angetan hat. Sein Name: Banksy. Seine Mission: Straßenkunst.

Was früher strafbare Schmiererei war, ist nun durch die Unterstützung von Prominenten und kaufkräftigen Bankern salonfähig geworden. Neben Banksy feiert eine ganze Künstlergruppe mit Graffiti und Guerilla-Kunst den Aufschwung, die Preise schießen in die Höhe. Von diesem Freitag (23. Mai) an widmet sogar die Londoner Tate Modern, eines der wichtigsten Museen der Welt, der Straßenkunst eine Ausstellung.

Es darf "bemalt" werden

Für das ungewöhnliche Projekt, das bis Ende August zu sehen sein wird, dürfen Künstler die riesige Fassade des Backsteingebäudes, die zur Themse zeigt, "bemalen". Jeder der insgesamt sechs Künstler aus Spanien, Italien, Brasilien, Frankreich und New York kann sich dabei auf 12 mal 15 Metern auf der ehrenvollen Tate Modern verewigen.

"Street Art ist momentan extrem angesagt, wir verkaufen alles, sofort", sagte Remi Kabaka von der Londoner Galerie Laz Inc, die bekannte Künstler wie Banksy vertritt. Doch nicht nur dort stehen die Interessierten Schlange. Vor der Black Rat Press Galerie im Osten Londons campierten zuletzt Fans, um Werke von Graffiti-Künstler Nick Walker zu ergattern. Bei der Banksy-Show in der schicken Andipa Galerie wurden Extra-Sicherheitsleute angestellt, um die Massen in Schach zu halten. "Jetzt sind auch Museen aufmerksam geworden, obwohl die Kunst schon wieder viel weiter ist", erklärte Kabaka.

Vorreiter Banksy - seine Arbeiten sind Millionen wert

Auch wenn Banksy bei der Show der Tate Modern nicht vertreten ist: Es ist dem Einfallsreichtum des Mannes aus Bristol zu verdanken, dass die gesamte Kunst ins Rampenlicht rückte. Der Brite ist ein Phantom, von dem es keine (oder nur verschwommene) Fotos gibt. Seine typischen Schablonen-Sprühereien - oft politisch motiviert - finden sich sowohl auf der Mauer zwischen Israel und den Palästinensergebieten als auch an Häusern auf der Londoner Portobello Road. Auch drang er schon öfter in Museen ein und platzierte dort "Kunstwerke", um den Museumsbetrieb zu veräppeln. Er ist mittlerweile so berühmt, dass das Bahnunternehmen Network Rail seinen Putzleuten Kunstunterricht erteilt haben soll, damit diese einen "echten Banksy" erkennen.

Schließlich sind diese einiges wert. Angelina Jolie und Brad Pitt haben Banksy-Arbeiten von mehr als einer Million Euro gekauft. Bei einer Auktion im Februar bei Bonhams in London gingen seine Werke für umgerechnet fast 790.000 Euro weg - das Doppelte des Schätzpreises. "Die Resonanz war wahnsinnig: das Interesse des Publikums, der internationalen Presse - und für wie viel die Werke verkauft wurden", sagte Gareth Williams, Urban-Art-Experte bei Bonhams. "Die Nachfrage nach Straßenkunst ist da, und die Preise reflektieren das", erklärte James Sevier vom Konkurrenzhaus Sotheby's.

Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold. Kunstkritiker wie Ben Lewis nennen die Untergrund-Kunst einen "Witz" oder scherzhaft "Wichse". "Die Leute kaufen Street Art, aber das macht diese noch nicht gut", sagte er laut des "Observer Magazines". Kabaka betonte, dass nur wenige Künstler den Test der Zeit bestehen würden. "Es gibt in der Kunst immer wieder Wellen. Wer weiß, wie lange sich diese hält." Viele Künstler hätten aber sowieso kein Interesse am Ruhm - schließlich ist die Illegalität ihr Credo.

Annette Reuther[dpa]

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