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Ausstellungen: Die ganze Welt in einer Kiste

Heute öffnet zum 52. Mal die Kunst Messe München – und hat mit der „Munich Highlights“ belebende Konkurrenz bekommen

Im Herbst leuchtet München selbst unter dem Dach der Neuen Messe in Riem. Hier öffnet sich zum 52. Mal eine Schatztruhe mit Kunst und Antiquitäten: Die Kunst Messe München hat mit über 100 Ausstellern für die bedeutendste deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse die Messlatte für Qualität hoch gehängt. Vielleicht war es der Ehrgeiz, der feinen, kleinen Parallelveranstaltung „Munich Highlights“ etwas entgegenzusetzen. Dort stellen auch einige Abtrünnige aus. Für die Messe mag das ein Verlust sein, in der Summe sind die beiden Veranstaltungen durchaus ein Gewinn. Umso mehr haben sich die Getreuen angestrengt. Und es gibt in fast allen Abteilungen Erstaunliches zu sehen. Peter Mühlbauer kann zwei Möbel aus königlich württembergischem Besitz von 1825 präsentieren, die unerkannt in einem Lagerraum standen. Gefertigt wurden der Schreibtisch und eine Etagère von dem wohl begabtesten Roentgen-Schüler, Johannes Klinckerfuß. Ein charmantes Nähtischchen beherbergt die ganze Welt in Form eines hölzernen Globus. Das mit einem Klappmechanismus ausgerüstete Wunderwerk wurde um 1825 in Wien gefertigt (Georg Britsch jun). Streng und gefasst gibt sich die marmorne Profilbüste eines Edelmannes aus der Renaissance bei Gertrud Rudigier. Erlesene Goldschmiedearbeiten erwarten den Besucher am Stand von Eva Toepfer, etwa eine Schraubflasche mit dem Meisterzeichen Cornelius Poppes.

Fast scheint sich die aktuelle Sehnsucht nach einer neuen Religiosität oder Spiritualität auch auf der Kunst Messe München zu artikulieren – so viele christliche Motive hat man dort lange nicht gesehen. Der gesteigerten Nachfrage nach Ikonen kommt Renate Gerstenlauer beispielsweise mit einem Triptychon mit der Darstellung aller Heiligen eines Jahres aus Nordrussland um 1810 nach.

Traditionell stark präsentieren sich Arbeiten auf Papier. Schon vor Messebeginn war bei Thole Rotermund aus Hamburg eine Zeichnung von Oskar Schlemmer reserviert. Die Galerie Monique Martel aus Brüssel verkaufte vorab den im Katalog publizierten „Knaben, nach unten blickend“ von Giovanni Battista Tiepolo.

Der chronologisch angeordnete und mit Pfeilen auf dem Teppichboden markierte Rundgang sorgt dafür, dass der Besucher keine Abteilung verpasst – nicht das Art déco, das Silber, den Schmuck, die Malerei mit bisher nie gezeigten Gemälden von Ernst Wilhelm Nay bei Maulberger. Die Moderne ist mit Klassikern von Max Liebermann, Henri Matisse, Emil Nolde und Lyonel Feininger bis hin zum Zero-Künstler Heinz Mack gut vertreten. In seinem gleich am Beginn des Rundgangs aufgestellten Lichtzelt (Galerie Samuelis Baumgarte) scheint sich das Spektrum der Messe wie in einem Kaleidoskop zu spiegeln. Claudia Herstatt

Kunst Messe München, 13.–21. Okt., tgl. 11–19 Uhr. www.kunstmessemuenchen.de

Claudia Herstatt

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