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AUSSTELLUNGUngarische Schriftsteller erleben Berlin: Ich feiere schrecklich viel

Der Mann hieß Lajos Hatvany, und er war der Mittelpunkt aller ungarischen Künstler und Intellektuellen, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin kamen.

Von Gregor Dotzauer

Der Mann hieß Lajos Hatvany, und er war der Mittelpunkt aller ungarischen Künstler und Intellektuellen, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin kamen. Er selbst hatte in Budapest zusammen mit seinem Dichterfreund Endre Ady die berühmte Zeitschrift „Nyugat“ (Westen) gegründet, betreute in Berlin den Literaturteil der bei Paul Cassirer erscheinenden Zeitschrift „Jung-Ungarn“ und feierte mit seiner antiphilologischen Streitschrift „Die Wissenschaft des nicht Wissenswerten“ hierzulande einen Sensationserfolg. Hatvany war überhaupt vielbeschäftigt. Wenn er nicht Freunde in die höheren Gesellschaftskreise der Hauptstadt einführte oder mit Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal oder Gerhart Hauptmann dinierte, schlug er sich die Nächte anderweitig um die Ohren. „Ich feiere schrecklich viel“, schrieb er 1909 an Ady. „Frauen und wieder Frauen. Es ist furchtbar gut hier. Ich muss gestehen, dass ich nicht wählerisch bin. Hauptsache ist die Abwechslung.“

Das Budapester Petöfi-Literaturmuseum hat nun die kleine, hochinformative Ausstellung „Unser Paris ist heute Berlin – Ungarische Schriftsteller erleben Berlin 1900–1933“ organisiert, die die Zeit von Hatvany, Sándor Márai, dem Filmtheoretiker Béla Balázs und dem Künstler László Moholy-Nagy noch einmal aufleben lässt. Und den Deutschen zeigt, wie hoch der ungarische Anteil etwa an Herwarth Waldens expressionistischer Zeitschrift „Der Sturm“ war. Eine Empfehlung auch der reich illustrierte zweisprachige Katalog mit einem Umfang von fast 250 Seiten – zum Spottpreis von 15 Euro. Gregor Dotzauer

Botschaft der Republik Ungarn, bis Fr 18.1., Mo- Do 10-16 Uhr, Fr 10-13 Uhr, geschl.: Di 1.1., Eintritt frei

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