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Szene aus "Nesvatbov".

© Berlinale

Auszeichnung: Leserjury kürt „Nesvatbov“ Siegerfilm wird Sonntag

Die neunköpfige Leserjury des Tagesspiegels hat den Dokumentarfilm „Nesvatbov“ zum besten Beitrag des Berlinale-Forums gekürt. Am Sonntag wird der Film noch einmal gezeigt.

Erika Hníkowá hat die Nachricht beim Skifahren erhalten. Der Weg vom Berg nach Berlin ist so schnell nicht zu schaffen, also nimmt Produzent Jiri Konecny den mit 3000 Euro dotierten Preis für Hníkowás Dokumentarfilm „Nesvatbov“ (Matchmaking Mayor) entgegen. Bei der Preisverleihung der unabhängigen Jurys in der Saarländischen Landesvertretung bedankt er sich in ihrem Namen für die Auszeichnung als bester Film des Forums. Nicht nur bei der neunköpfigen Leserjury des Tagesspiegels, sondern auch bei dem Dorfbürgermeister, von dessen ungewöhnlicher Aktion der Film erzählt.

Die tschechisch-slowakische Dokumentation entführt den Zuschauer in das schrumpfende slowakische Dorf Zemplinske Hámre. Der Bürgermeister, ein Ex-General, führt einen Feldzug für die Liebe – oder jedenfalls für die Fortpflanzung. Er versucht, Singles zu verkuppeln und zur Familiengründung zu ermuntern, um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Die Juroren begründen ihre Entscheidung damit, dass der Film sie zum Lachen und Nachdenken gebracht und lebhafte Diskussionen ausgelöst habe. „Nesvatbov“ könne polarisieren, ohne es darauf anzulegen. „Seine liebevolle Mischung aus Diskretion und Intimität bei der Beobachtung einer postsozialistischen Exzentrik vermittelt ein vielschichtiges Bild von Singles, die sich nicht vermehren wollen. Eine Art von passivem Widerstand, bei dem es einem selbst überlassen bleibt, darüber zu lachen – oder mitzulachen.“

Die Entscheidung war knapp. Für Steffen Glaubitz, Olaf Mamczek, Benedikt Model, Markus Müller, Silvia Oberhack, Slava Platikanova, Dorothy Siegl, Eleonore Wnendt und Carolin Zantner gab es unter den 31 Welt- und internationalen Premieren nicht den einen Film, der bei allen ganz oben auf der Liste stand. Auf der Abschlusssitzung erörtern sie zunächst, wofür wie ihren Preis vergeben wollen. Soll der Gewinnerfilm unterhaltsam sein? Oder ein gelungenes Experiment, um der Bandbreite und Kühnheit des Forum-Programms gerecht zu werden? „Wir müssen keinen Mainstream-Film auszeichnen, der eh noch Preise gewinnt“, sagt einer der Juroren. „Wir vergeben doch keinen Mitleidspreis!“, entgegnet ein anderer.

Auf der Skala zwischen experimentell und konventionell finden sich zum Glück genug Filme, die eines Preises würdig sind. In der engeren Auswahl landen schließlich drei Dokumentarfilme, von denen „Nesvatbov“ vor allem wegen seiner Komik das Rennen macht. Dass er sich Zeit nimmt, sein außergewöhnliches Thema zu entfalten, ist ein weiteres Plus, auch dass er bei allem Humor ein gesellschaftliches Anliegen verfolgt. Ein würdiger Repräsentant, ein starker Forums-Jahrgang, lautet die Jury-Bilanz. David Assmann

Vorstellung in Anwesenheit der Leserjury heute, Sonntag, um 19.30 Uhr im Cinemaxx 4; Restkarten an der Abendkasse

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