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Kultur: Avril Lavigne

Diese Woche auf Platz 1 mit: „The Best Damn Thing“

Es klingt niedlich, wenn Nicht-Muttersprachler Deutsch singen. Das wussten schon Elvis Presley, als er „Muss i denn“ aufnahm, oder die Beatles, als sie deutsche Hände halten wollten. In der goldenen Ära des Schlagers war es normal, einen Song in verschiedenen Versionen einzuspielen. In Frankreich gilt Nana Mouskouri als französischer Star, bei uns als deutscher. Das polyglotte Wunderkind Caterina Valente beherrschte zwölf Sprachen. Mittlerweile singen beim Grand Prix selbst Abgesandte südosteuropäischer Staaten akzentfrei Englisch und die Ansprüche sind etwas bescheidener.

Kurze, möglichst wirre Textzeilen sind gefragt. „Ich heiße superfantastisch“ (Franz Ferdinand) oder „Deine Disco braucht dich“ (Kylie Minogue) – das reicht für den kleinen exotischen Kick. Was kann man erwarten, wenn ausdrücklich die „German Version“ eines Songs angekündigt wird, wie es Avril Lavigne mit ihrem Song „Girlfriend“ tut? „Ich könnte Deine Freundin sein“ kiekst die 22-jährige Kanadierin da im Refrain. Die Strophen bleiben aber original, sie handeln davon wie Avril einer superdoofen Spießerin ihren supersüßen Boy abjagt.

Avril Lavigne galt als Wunderkind, als sie mit 15 Jahren ihre erste Aufnahme sang. Da versuchte sie es noch mit Country. Kurz darauf entdeckte sie die Rebellin in sich. Es schien, als sei drehe sich ihre Welt um Jungs, Skateboards und Kajalstifte. Bei aller Kinderzimmer-Punk-Attitüde, blieb sie immer ein sauberes Mädchen, das Beziehungsprobleme ebenso schnell herbei sang, wie sie löste: mithilfe eines durchformatiertem Power-Pop-Rocks von eher kurzer Halbwertzeit. Nun, mit 22 und einem Model-Vertrag, wirkt sie schon wie ein Mitglied der Pop-Society. Vielleicht auch deshalb gibt es von „Girlfriend“ zusätzlich eine „clean version“. Dort wurde das Wort „motherfucking“ unterdrückt. Aber das muss man ja schon Zwölfjährigen nicht mehr übersetzen.

Ralph Geisenhanslüke

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