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Kultur: Babel & Co: Bruno Preisendörfer über Glanz und Elend des Übersetzens

Übersetzer sind zur Unterordnung neigende Persönlichkeiten. Nein, das ist nicht meine Meinung, sie würde zu einer Kolumne mit Sprachverwirrungstitel auch nicht passen.

Übersetzer sind zur Unterordnung neigende Persönlichkeiten. Nein, das ist nicht meine Meinung, sie würde zu einer Kolumne mit Sprachverwirrungstitel auch nicht passen. Das übersetzerische Persönlichkeitsbild stammt aus Ortega y Gassets Dialog "Glanz und Elend der Übersetzung", in der aber auch gefordert wird, das Übersetzen wie "eine geistige Arbeit ersten Ranges" zu würdigen. Ist Übersetzen nun Kunst oder Handwerk oder Kunsthandwerk? (Komisch, die gleiche Frage stellen sich auch Kritiker.) Darüber diskutieren am Freitag um 20 Uhr im Literarischen Colloquium der Schriftsteller und Übersetzer W. G. Sebald und die Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Gabriella Rovagnati.

Wenn Kritiker anfangen zu loben, hört es mit der Feinheit des Ausdrucks meistens auf. Beispiele? Nichts leichter als das. Ich brauche nur in den Stapel der Verlagsprospekte zu greifen: "Arjouni hat den genauen, gnadenlosen Blick." Oh hoppla, das stammt gar nicht von einem Kritiker, sondern von Thomas Brussig. "Feuerstein kann schreiben, Feuerstein guckt genau hin." Das war Elke Heidenreich. "Georg Klein schreibt nicht nur wie ein Meister, er ist einer." Das stand in der "Welt". Und steht jetzt auf dem Umschlag seines Erzählungsbandes "Anrufung des blinden Fisches". In der Titelgeschichte dieses Bandes klingt der Meisterton des erfundenen Ich-Berichterstatters so: "In meinem Metier, im Info-Design und Info-Management, fällt man im Kampf um den Erfolg entweder ganz von dessen Leiter oder man stürzt nach oben. Das hitzig fickrige Geschäft um konvertibles Wissen verbraucht seine Talente nicht anders als ein Schlachthof seine Kälber. Und auch bei mir hat oft nicht viel dazu gefehlt, dass ich im Nichts verschwunden wäre."

Georg Klein tritt heute um 20 Uhr in der Reihe "Ein tolles Buch" in der Literaturwerkstatt auf. Seine Gesprächspartnerin ist die Kritikerin Katrin Hillgruber. Nach dem sehr erfolgreichen Roman "Libidissi" (1998) und dem Erzählungsband von 1999 wird in diesem Frühjahr "Barbar Rosa" erscheinen, für den Klein den Ingeborg-Bachmann-Preis bekommen hat. Aus dieser Detektivgeschichte wird Klein heute Abend lesen.

Seit 1997 zieht eine anatomische Schau Millionen von Besuchern an. Die "Körperwelten" Gunther von Hagens kommen zum 10. Februar erstmals nach Berlin. Hagens Inszenierungen plastinierter Leichen als "Fechter" oder "Läufer" oder kürzlich, besonders eklat-effizient, als Reiter auf einem enthäuteten Pferd, wurden stets kontrovers diskutiert. Ein Teil der Debatte ist in dem von Brigitte Tag und Franz Josef Wetz herausgegebenen Sammelband "Schöne Neue Körperwelten" dokumentiert. Er wird am Samstag um 11 Uhr im Medizinhistorischen Museum der Charité (Schumannstr. 20/21) vorgestellt. Angekündigt ist neben den Herausgebern und dem Museumsleiter auch Gunther von Hagen.

Es gibt Literaturliebhaber, die treibt es nicht zu Lesungen aus dem Haus, sondern zu den Heimatseiten ins Weltnetz. Künftig will ich also für Sie ab und an einen Seitenklick machen. Probieren wir es gleich mal mit www.georg-klein.de : "Hallo, willkommen auf meiner Houmpäitsch. Ich bin Georg Klein und besuche das Josef-Effner-Gymnasium. Dort besuche ich die Klasse 9a." Na so was, irgendwie sind wir falsch. Der Weg zum Dichter ist doch etwas steiniger, schrägstrichiger, genau gesagt: http://home.t-online/de/home/katrindevries.georgklein . Dort findet sich Vermischtes über den Schriftsteller Klein und die Zeichnerin de Vries, darunter ein fortlaufendes Interview und ein wenig von dem, was de Vries über das Mannsein ihres Mannes zu sagen weiß.

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