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Kultur: Baby ante portas

Grauen der Vaterwerdung: „Hi Dad!“ im Tipi

Auf dem Plakat zu dieser Solo-Comedy springt ein schief gewickeltes Baby einem wehrlosen Mann im Anzug mitten ins Gesicht, ein Motiv also, das sich aus dem Bilderfundus des Horrorfilms bedient. „Hi Dad!“ heißt die von Esther Schweins inszenierte, im Tipi zur Berlin-Premiere gebrachte Papa-Performance, im Untertitel flehentlich dialektisch: „Hilfe. Endlich Papa“ (wieder 17. 1., und vom 19. - 24. 1.). Und natürlich geht die Schock-Konnotation nicht fehl, denn hinter allen Vaterfreuden lauert auch das Grauen: Schlafentzug, Überforderungsangst, gute Ratschläge von Wildfremden.

Ein Aufruf zum Zeugungsstreik ist der Abend dennoch nicht. Vielmehr die hochkomische Schilderung des Gefühlswechselbades, dem ein Mann von dem Moment an unterworfen ist, wo es heißt: Baby ante portas. Felix Theissen, ein begnadeter Entertainer, der zuvor schon im Schweins-Konzept den „Caveman“ gespielt hat, erzählt im ersten Teil mit raumfüllender Spiellust von der via dolorosa des Vaterschafts-Aspiranten, angefangen beim zweckorientierten Sex, über den Besuch beim gegelten Gynäkologen, bis hin zum archaischen Geburtserlebnis und der Schwierigkeit, im verschrumpelten Neugeborenen das niedlichste Wesen der Welt zu erblicken.

Nach der Pause dann kreist die durch zahlreiche Rollen zappende One-Man- Show ums fundamental erschütterte Leben zu Dritt. Unterschwellig durchaus zärtlich übrigens. Der „Hi Dad“-Humor hat, im Gegensatz zum „Caveman“, nichts Krachledernes. Bloß mit dem Jahrhundertklischee, das Windelnwechseln sei ein herkulischer Akt, wird hier auch nicht aufgeräumt. Patrick Wildermann

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