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Kultur: Bang! Bang! aus Batman

VIDEOKUNST II

Batman. Diesen seltsamen Namen trägt die Stadt, aus der Fikret Atay stammt. Sie liegt im Südosten der Türkei. Wie der Videokünstler Atay sind viele der Bewohner Batmans Kurden. An diesen Umstand muss man unweigerlich denken, sieht man Atays Videofilm „Bang Bang!“. Mit der Handkamera verfolgt der Künstler das Spiel von vier Jungen. Die Zwölf- bis Dreizehnjährigen liefern sich, mit Spielzeugpistolen bewaffnet, zwischen Güterwaggons ein Gefecht: Zwei gegen Zwei. Etwa zehn Minuten lang rennen sie hintereinander her, beschießen sich, bis das Siegerpärchen schließlich über den zur Strecke Gebrachten thront. Erschreckend soldatisch wirken die Bewegungen der Krieg spielenden Kinder, als wären sie den militärischen Ereignissen ihrer Umgebung abgeschaut. Sicher gibt es auch in Batman Fernsehen, doch die Kargheit der Gleisanlagen, die lumpige Kleidung der Kinder und das befremdliche „Pschiau“, mit dem sie unermüdlich, geradezu nervtötend und schmerzhaft Schussgeräusche nachahmen, suggeriert authentische Erfahrung. „Bang Bang!“ ist eine von drei Videoarbeiten Fikret Atays, die das Büro Friedrich zeigt (Holzmarktstr. 15–18, S-Bahn-Bögen 53–54, bis 28. Februar; Di–Sa 12–18 Uhr). Es ist seine erste Einzelausstellung; überhaupt hat der Künstler erst vier Arbeiten vollendet. Noch nicht einmal 28jährig, wurde er auf der Kunst-Biennale 2003 in Istanbul entdeckt und sogleich zum Shootingstar. Zum ersten Mal überhaupt verließ er im vergangenen Jahr die Türkei, um in Paris seine Werke auszustellen. Für die Einrichtung seiner Berliner Schau machte er sich noch einmal auf die Reise. Vom Kunstmarkt zunehmend umworben, denkt Atay jedoch nicht daran, seine Heimat zu verlassen. Er bleibt in Batman.

Tobias Lehmkuhl

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