zum Hauptinhalt

Kultur: Bauen und Basta

Kulturstaatsminister Bernd Neumann schafft gern was weg. Diskret verhandeln und hauruck entschieden, das ist sein Stil, nicht die Debatte, der Streit mit offenem Ausgang.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann schafft gern was weg. Diskret verhandeln und hauruck entschieden, das ist sein Stil, nicht die Debatte, der Streit mit offenem Ausgang. Neumanns Kulturengagement ist weniger kommunikativ als definitiv, weniger Vermittlungs- als Verlautbarungspolitik. Ende 2010 ging das in einer Personalrallye mit der Projektgruppe fürs Humboldtforum so und mit der Nachfolgeregelung bei den Berliner Festspielen; zuletzt verkündete er kurz vor knapp den künftigen Chef des Deutschen Historischen Museums und das finale Votum zum Einheitsdenkmal.

Gegenüber der goldenen Obstschale am Schlossplatz steht eines Tages ein noch größeres Denkmal, das alte neue Berliner Schloss mit dem Humboldtforum darin. Die Rekonstruktion zieht sich hin, wegen der sparbedingten Baustartverschiebung. Eigentlich eine prima Gelegenheit, das nicht gerade rege öffentliche Interesse am Schloss und den offenen Schlossfragen – warum spenden so wenig für die barocken Fassaden? Soll auch die Kuppel wieder her? Ist der Bundestagsbeschluss von 2002 noch adäquat? – zu animieren und das Gespräch darüber zu moderieren. Neumanns Sache ist das nicht.

Aufflackernde Verunsicherung pariert er mit der Macht des Faktischen. Nichts gegen deutliche Politikerworte zum Schloss – von der Kanzlerin vermisst man sie. Aber Neumann bringt lieber die Finanzen ins Spiel als ein Argument oder eine Idee. Er verteidigt weniger das Schloss als die halbe Milliarde, die es kostet. „Natürlich ist das viel Geld. Aber bei einem Haushalt von einigen hundert Milliarden muss eine Kulturnation wie Deutschland in der Lage sein, ein solches Projekt über mehrere Jahre zu stemmen.“ Zwar werde das Schloss kaum den emotionalen Stellenwert einer Dresdner Frauenkirche erlangen. „Aber wenn es einmal steht – und es wird stehen –, dann wird es auch eine große Faszination ausüben.“ Was da ist, ist gut, weil es da ist. Das ist Fantasie im Basta-Format. Kultur ist etwas anderes: die Vorstellung dessen, was da sein könnte.

Christiane Peitz über jüngste Politikerworte zum Schloss

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false