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Kultur: Bemerkenswert wenig bemerkenswert

„Der Untergang“: geteiltes Medienecho im Ausland

Kein Skandal, keine Sensation. Mitunter zwar beißende Kritik, vereinzelt auch ein Jubelschrei: Insgesamt verhalten fällt das erste internationale Medienecho auf Bernd Eichingers und Oliver Hirschbiegels Film „Der Untergang“ aus – und entspricht damit in gedämpfter Form den Reaktionen, die bislang auch in Deutschland zu beobachten waren.

Beim für den USMarkt besonders wichtigen Filmfestival von Toronto, wo „Der Untergang“ am Dienstag seine Publikumspremiere hatte, reichte es nur zu einem Achtungserfolg. Respektvollen Applaus registrierten Festivalbeobachter zwar zur Gala-Premiere, das Medieninteresse blieb allerdings gering. Nur 20 Journalisten besuchten die Pressekonferenz nach dem Film, und die drei größten kanadischen Zeitungen registrierten das Ereignis am Folgetag mit keinem Wort.

Die „New York Times“ schrieb, das „Bemerkenswerteste“ an dem Film über Hitlers letzte Tage im Bunker sei, wie „wenig bemerkenswert“ er daherkomme, als „geradlinig erzähltes, eher konventionelles Drama“. Zudem erschließe „Der Untergang“ keinerlei neues Terrain, um die Figur Hitler zu erklären: Verständlich, dass sich, angesichts des aufwendig produzierten und lancierten Werks, eine „fühlbare Frustration unter Kritikern“ breit mache.

Noch schärfer geht der britische „Independent“ mit dem „Untergang“ ins Gericht. „Sagen Sie über Hitler, was Sie wollen: Er war nett zu seinen Sekretärinnen und liebte seinen Hund.“ Weitere ähnlich „unglaubliche Enthüllungen“, abgesehen von Hitlers Vorliebe für Schokoladekuchen, habe der Film nicht zu bieten. Auf Hinweise von deutschen Historikern, der Kino-Stoff wäre hier vor 20 Jahren undenkbar gewesen, entgegnet das Blatt: „Vor 20 Jahren konnten die Leute auch noch einen Charakter von seinen Kuchenvorlieben unterscheiden.“ Politiker sollten, so heißt es weiter, allein wegen ihrer Taten beurteilt werden.

„Drei Stunden Horror“ diagnostiziert die französische „Libération“ in Sachen „Untergang“. „Was erfährt man über Hitler und das Nazi-Regime? Und über das deutsche Volk, das dem Charisma gefährlicher Irrer erlegen ist? Nichts.“ Wer „im Namen des Realismus“ stundenlang einen heulenden und brüllenden Hitler zeige, gehe „an die Grenze des Erträglichen“. Der Film sei ein „fataler Irrtum“.

Eine lobende Sonderposition nimmt der „Hollywood Reporter“ ein. „Der Untergang“, einer der „besten Kriegsfilme aller Zeiten“, sei Werken wie „Der Soldat James Ryan“ und „Das Boot“ ebenbürtig. Eichingers Drehbuch nennt das US-Branchenblatt „meisterlich“, die Hitler-Darstellung durch Bruno Ganz „sensationell“ und auch die Schlachtszenen seien state of the art. Gemeint ist: technisch auf der Höhe der – heutigen – Zeit. jal

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